Wort zum Monat

Liebe Leserin, lieber Leser!

Der November ist vermutlich der Monat, den viele Menschen fürchten. Das bunte Blätterkleid der Bäume, das wir im Oktober noch bestaunt haben, ist nach und nach zu Boden gerieselt. Es wird kühler, die Tage sind merklich kürzer und Nebel und Nieselregen tragen dazu bei, dass sich bei vielen Pessimismus breit macht. Die Gedenktage im November sind größtenteils ernster Natur und bringen uns zum Nachdenken.

In dieser Stimmungslage begegnen wir dem Monatsspruch aus dem Prophetenbuch Hesekiel: Gott spricht: Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken. (Hes. 34,16)

Welcher Trost und Zuspruch liegt in diesen Worten! Es gibt jemanden, der sich für das Verlorene, das Verirrte, Verwundete und Schwache interessiert. Im Text, der vor dem Monatsspruch steht, ist davon die Rede, dass die Hirten – gemeint sind die politisch Verantwortlichen – ihre Aufgabe vernachlässigt haben. Sie haben sich nur um sich selbst gekümmert. Die Menschen – im Text Herde genannt – waren ihnen egal. Und da greift Gott selbst ein. Er ist der gute Hirte, der sich Verlorenen, Verirrten, Verwundeten und Schwachen annimmt. Er geht ihnen nach, ruft sie zur Herde zurück. Sie dürfen dazugehören. Auch sie sind wichtig für die Herde.

In Gottes Reich sind nicht nur Starke, Kräftige und Gesunde willkommen. Es gelten andere Maßstäbe. Es gehören alle dazu. Wenn wir die Geschichte der christlichen Gemeinde ansehen, kommen wir ins Staunen. Wie viele körperlich schwache oder kranke Menschen sind anderen zum Segen geworden. Sie hatten oft ein besonderes Gespür für die Not ihrer Mitmenschen, konnten gut zuhören und haben für andere gebetet. Und Gott konnte Großes durch sie bewirken, weil sie nicht auf ihre eigene Kraft vertraut haben.

Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Diese Worte wurden dem Apostel Paulus einmal zugesagt, als Gott ihn nach mehrmaligem Bitten nicht von einem Leiden befreit hatte. Und immer und immer wieder erleben Menschen, die schwach sind, dass Gottes Kraft in ihnen und durch sie wirkt.

Wenn Gott sagt, dass er das Verlorene wieder suchen, das Verirrte zurückbringen, das Verwundete verbinden und das Schwache stärken will – dann ist es auch unsere Aufgabe als christliche Gemeinden, die Augen offen zu halten, die Not der Menschen zu sehen, zu helfen und ihnen vom guten Hirten zu erzählen, der sie liebt und zu seiner Herde ruft.

Nehmen wir Gott beim Wort. Lassen wir uns von ihm wieder suchen, zurückbringen, verbinden und stärken und geben wir diese Botschaft weiter.

Einen trostvollen November und viele gute Begegnungen wünscht Ihnen

Angelika Mischinger