Wort zum Monat

Liebe Leserin, lieber Leser,

sicher erinnern Sie sich noch an die Sagen der „Irrfahrt des Odysseus“. Was dieser alles erlebte, kann man schon mit einer Reise vergleichen, die Parallelen zu unserem Leben hat. Nehmen wir z. B. seine Begegnung mit den Sirenen: Von der Zauberin Kirke wurde der Held vorgewarnt, dass er bei seiner Weiterreise eine gefährliche Insel passieren müsse. Auf dieser lebten die Sirenen, deren betörendem Gesang kein Mensch widerstehen könne. Jeder, der sie hörte, müsse ihre Nähe suchen. Dabei aber würden Schiffe und Menschen an der zerklüfteten Küste zerschellen. Niemand wäre deswegen bisher lebend ihrem Gesang entkommen. Mit dieser verlockend gruseligen Geschichte neugierig gemacht, segelte der Held mit seinen Getreuen Richtung Ithaka, heim zu seiner Frau Penelope. Die Winde waren ihnen günstig, führten sie aber, wie vorhergesagt, an der Insel der tödlichen Sängerinnen vorbei. Odysseus wollte ihrem Singen lauschen, das aber auch nicht mit dem Leben bezahlen. So hieß er seine Begleiter, ihre Ohren mit Wachspfropfen zu verschließen. Er selbst aber ließ sich am Mast festbinden und gab seinen Getreuen den Befehl, ihn um keinen Preis loszubinden, so sehr er auch bettele und tobe. So taten diese – und so kam es, dass Odysseus den Gesang der Sirenen hörte, dies aber nicht mit seinem Leben bezahlte.

Das Interessante an dieser Geschichte ist: Odysseus nahm sich die Freiheit, Gefährliches zu tun, indem er sich im selben Augenblick seiner Freiheit beschnitt. An diese Sage musste ich bei unserem Monatsspruch denken:

Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.“ (1.Kor. 6,12)

In unserem Leben werden uns immer wieder Situationen begegnen, die uns Verlockendes präsentieren, dessen Auswirkungen aber für uns verheerende Folgen haben können. Wir sind dann zwischen Tun und Lassen hin- und hergerissen. Wir haben in unserer Gesellschaft in vielerlei Hinsicht einen (zu) großen Gestaltungsspielraum in unserem Leben, aber nicht alles ist gut für uns zu tun. Das wollte Paulus auch seiner Gemeinde in Korinth vermitteln, als er ihnen die oben genannten Zeilen schrieb. Im Umfeld des Textes weist Paulus darauf hin, dass uns die Verbindung mit Christus schützt und hilft, zu widerstehen, wo wir Gefahr laufen, falsch zu entscheiden. Von ihm wissen wir, was zu tun ist. Er kann uns Kraft zum Widerstand geben. Mit ihm sind wir durch die Taufe verbunden. So können wir auf unserer Lebensfahrt gefährlichen, aber reizvollen Herausforderungen trotzen, ohne allem aus dem Wege gehen zu müssen. Vergewissern Sie sich bitte immer wieder dieses Haltes.

Ihr E. Salewski