Liebe Leserin, lieber Leser,
mit dem Hören ist das so eine Sache – beobachten Sie nur einmal Kinder, zu denen etwas gesagt wird. Wird z. B. eine Bitte geäußert oder eine Ermahnung ausgesprochen, kann man zuweilen den Eindruck bekommen, sie sind alle schwerhörig. Doch sagen Sie einmal recht leise Wort wie „etwas zu naschen“ oder „Eis“… da wird sogar ein Flüstern wahrgenommen.
Hören hat auch immer mit Hören wollen zu tun. Wenn etwas für mich Anstrengendes oder Unangenehmes gesagt wird, wird es oft ausgeblendet und auch vergessen oder zumindest verdrängt. Getreu dem Motto: „Was ich nicht gehört habe, geht mich auch nichts an!“
Im Monatsspruch für den Monat Oktober ist auch vom Hören bzw. von Hörern die Rede. Jakobus schreibt in seinem Brief an die noch jungen Christengemeinden: Seid Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. (Jak. 1,22) Wie es scheint, gab es mit dem Hören kein Problem. Die Christen damals glaubten und vertrauten dem Wort Gottes, das ihnen verkündigt wurde. Und doch ermahnt Jakobus sie – er vermisst, dass ihrem Glauben Taten folgen. Ihr Glaube ist für Außenstehende nicht sichtbar. Deshalb rüttelt er sie auf – und auch uns.
Die folgenden Fragen können uns zum Nachdenken anregen:
– Was ist mit einem Glauben, der sich nicht im Leben zeigt?
– Was ist, wenn das Vertrauen auf die Liebe Gottes nicht zu einem veränderten Verhalten führt?
– Wie sollen andere die Botschaft des Evangeliums als bedeutsam erkennen, wenn wir uns in unserem Verhalten nicht von anderen unterscheiden?
Es war damals nicht anders, als es heute ist. Wer meint, man könne zu einem Glauben einladen, der keine Auswirkungen im Leben zeigt, der täuscht sich und andere. Denn die Menschen merken schnell, wenn zwar Liebe, Güte und Barmherzigkeit gepredigt, am Ende im Alltag aber Härte, Mitleidlosigkeit und unbarmherzige Ausgrenzung gelebt wird. Und dann wenden sich Menschen enttäuscht ab. Überzeugend für den Glauben wirken hingegen Menschen, die ihr Leben so gestalten, dass beides ihrem Glauben entspricht.
Das ist herausfordernd, keine Frage. Aber nur so wird Glaube lebendig und Menschen werden bereit, der Botschaft des Evangeliums zu vertrauen. Helfen wir ihnen dabei – durch Wort und Tat.
Es grüßt Sie ganz herzlich
Angelika Mischinger