Archiv 2019

2019

Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli/August
September
Oktober
November
Dezember

Dezember2019

Liebe Leserin, lieber Leser,
jetzt beginnt wieder die „dunkle Jahreszeit“, wie wir manchmal auch sagen. Wenn wir ein Licht anmachen können, dann halten wir diese Dunkelheit ganz gut aus. Dann hilft uns das Licht so-gar dabei, die Dunkelheit als Teil unseres Lebens anzunehmen. Sie ist der Hintergrund dafür, dass wir das Licht genießen und was es uns von unserem Lebensumfeld erkennen lässt. Wenn aber Licht zu haben oder zu machen – aus was für Gründen auch immer – nicht möglich ist, füh-len wir uns unwohl und bedrückt. Ja, es kann sich Angst unserer bemächtigen. Im Dunkeln wer-den einfachste Geräusche und andere Wahrnehmungen zur Bedrohung, wir werden klein und die unberechenbare Dunkelheit wird groß und übermächtig. Diese unheimliche Erfahrung, die wir manchmal in Finsternis machen, bleibt uns auch am hellerlichten Tag hin und wieder nicht erspart. Das sind dann Situationen, die wir nicht mehr beherrschen, wo wir die Orientierung in unserem Leben verlieren, die uns keinen Ausweg lassen und in denen wir nichts mehr tun können. Auch dann sprechen wir davon, dass es dunkel um uns ist, weil das Empfinden der Ohnmacht so vergleichbar zu unserem Tappen in der Finsternis ist. Gerade für diese Situationen in unserem Leben hat die Adventszeit eine tröstliche Botschaft:
Wer im Dunkeln lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des HERRN und verlasse sich auf seinen Gott. (Jesaja 50,10)
Vertrauen ist ein anderes Wort für glauben. Wer glaubt, hat also die unschätzbare Möglichkeit, die Dunkelheit seines Lebens zu erhellen. Jesaja, in dessen Leben es zur Genüge Finsternis gab, hat diese Erfahrung selbst oft genug gemacht und soll sie hier im Auftrag Gottes weitergeben: Für wen das Leben, aus was für Gründen auch immer, verdunkelt ist, der mache Licht, in dem er im Vertrauen Gottes Hand ergreift. Der mache sich bewusst, die Übersetzung des hebräischen Gottesnamens, den wir in der Lutherbibel mit dem Begriff „HERR“ lesen, heißt „Ich bin da“ oder „Ich bin“. Gottes Name gibt Auskunft über sein Wesen: Er ist bei uns- auch wenn es finster für uns ist. Der Schöpfer der Welt, ist durch Jesus Christus, unseren Bruder, auch unser himmlischer Vater.
Wie tröstlich solches Wissen und Erfahren ist, mag Ihnen folgende kleine Begebenheit verdeutlichen. Ein Vater fuhr mit seiner 4-jährigen Tochter in einer Zeit Zug, in der noch nicht automatisch das Licht bei Finsternis anging. Beide träumten aus dem Fenster. Als der Zug in einen längeren Tunnel und damit in die Finsternis fuhr, tastete die Hand der Tochter nach der des Vaters. Und etwas ängstlich ertönte die Frage: „Vati, bist du noch da?“ Natürlich war er das und die Dunkelheit war bald getröstet überstanden. Was für ein Geschenk haben wir also für unsere finsteren Tage! Wir dürfen sicher sein „Gott ist da“. Und für unsere Zweifel gibt es gerade in der Adventszeit viele Möglichkeiten, nach seiner Hand zu greifen. Achten Sie einmal besonders darauf. Ihr E.
Ihr E. Salewski

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November2019

Liebe Leserin, lieber Leser,
Das Wort „Erlösung“ findet in unserer Sprache kaum noch Verwendung. Mir begegnet es höchstens, wenn ich mit Angehörigen eines Verstorbenen spreche und dessen Tod nach langem Krankenlager als Erlösung gesehen wird. … Manchmal wird auch noch die Beendigung einer schwierigen Aufgabe als eine solche betrachtet. Warum verblasst dieses Wort?
Ich habe da so eine Vermutung: Wir meinen, „Erlösung“ und alle Ableitungen davon (erlösen, Erlöser, Erlös) haben wir nicht mehr nötig. Haben wir doch, gefühlt, mittlerweile so viele Notlagen gemeistert, dass wir den Rest auch noch in den Griff bekommen. Für alles gibt es – zumindest bei uns in Deutschland – zuständige Stellen. Alles ist geregelt, bei keinem geht es mehr ums Überleben – es wird sich um mich gekümmert … Und wenn etwas nicht klappt, muss ich mich halt beschweren. Die Bitte im Vaterunser „erlöse uns von dem Bösen“ sprechen wir zuallermeist nur mit dem Mund, denn „das Böse“ wähnen wir sehr selten in unserer Nähe. – Uns geht es (zu?) gut.
Und da gibt es noch einen zweiten Grund: „Wir stolzen Menschenkinder …“ meinen, wir bräuchten Erlösung nicht, denn wir sind das Maß aller Dinge. Was sollen wir denn da noch mit einem „Erlöser“ anfangen? Was kann uns der Monatsspruch aus dem Buch Hiob (19,25) „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ auf unseren Weg mitgeben?
Die Tatsache, dass dieses Wort in der Heiligen Schrift steht und dass es in unserer Sprache ja trotzdem vorkommt, sagt mir: Wir brauchen Erlösung, auch wenn wir aufgrund unserer derzeitigen Situation zehnmal anderer Meinung sind. Es werden Situationen kommen, in denen wir erleben müssen, dass wir eben nicht alles im Griff haben, dass wir eben nicht das Maß aller Dinge sind. Davon erzählt die Geschichte des Buches Hiob eindrücklich. Leid bleibt uns auch in Deutschland nicht erspart. Davon zeugen die Flüchtlinge aus anderen Ländern, davon zeugen die trockenen Jahre, davon zeugt Verblendung in unserer Gesellschaft und davon zeugen ganz persönliche Erfahrungen wie Einsamkeit, Krankheit, Altern und Tod.
Es ist wichtig und gut, dass wir uns in allen Lebenslagen wie Hiob bewusst machen „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“. Dann fällt es uns in schweren Zeiten leichter, Gott zu vertrauen. Als das Buch Hiob um 500 v. Chr. geschrieben wurde, drückte dieser Satz die Hoffnung aus: Bei Gott ist mein Leben geborgen, auch wenn der Augenschein anderes sagt. Wir wissen heute, dass wir bei der Frage nach dem „Erlöser“ auf Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu Christi schauen müssen, um zu wissen, was Erlösung meint. Charles Jennens hat das mit seinen Texten für das Oratorium „Der Messias“ buchstabiert, zu dem Georg Friedrich Händel die Musik komponierte. In einer Arie schrieb er: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“.
Ja, er lebt. Aber was ist mit uns? Diese Frage beantwortet Händel gleich im nächsten Halbsatz der Arie so: „… und dass er mich einst erweckt am letzten Tag.“
Das dürfen wir glauben: Christus lebt und alle, die ihm vertrauen, dürfen diese Hoffnung haben. Behalten Sie die Worte „Erlösung, Erlöser und erlösen“ bitte in Ihrem Wortschatz und halten Sie sich daran fest: „Mein Erlöser lebt und wird mich zu sich ziehen.“ Dann wird aus dem Totensonntag ein hoffnungsvoller Ewigkeitssonntag.

Ihr E. Salewski

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Oktober 2019

Liebe Leserin, lieber Leser!
Suchen Sie das Buch Tobias oder Tobit vergeblich in Ihrer Bibel? Dieses Buch, das zu den Spät-schriften des Alten Testaments zählt, ist nicht in allen Ausgaben der Bibel zu finden. In katholi-schen und einigen anderen Ausgaben ist dieses Buch nebst anderen Büchern der sogenannten Apokryphen enthalten. In diesen Büchern sind viele gute Ratschläge enthalten, so auch der Monatsspruch aus Tobias 4,8: „Wie es dir möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend – gib davon Almosen! Wenn dir wenig möglich ist, fürchte dich nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben!“
Tobit, der in hohem Alter erblindet ist, gibt seinem Sohn Tobias unter anderem diese Ermahnung mit auf eine Reise. Er erinnert ihn an seine Verantwortung (vor Gott), Bedürftigen zu helfen, sie zu unterstützen durch eine „milde Gabe“ materieller Art. Dieses Geben soll ohne Erwartung ei-ner Gegenleistung erfolgen. Das ist die Bedeutung des Wortes „Almosen“. Lassen wir uns herausfordern von diesem weisen Rat des Tobit? „Ja, wenn ich zu den oberen Zehntausend gehören würde, dann … Aber davon bin ich weit entfernt!“ Diese Denkweise soll uns nicht bestimmen. Wenn wir viel haben, sind wir aufgefordert, auch viel zu geben. Und wenn ich gerade so das Nötige zum Leben habe, dann soll ich meine Hand trotzdem nicht verschließen. Ich soll mich nicht fürchten, aus dem Wenigen zu geben.
Hier wird Vertrauen eingefordert, Vertrauen darauf, dass Gott uns versorgt, wenn wir bereit sind, anderen zu helfen. Nicht auf die Menge, nicht auf die Summe kommt es an: Gott sieht unser Herz, sieht unsere Bereitschaft, das, was wir haben – sei es viel oder wenig – mit Menschen in Not zu teilen. Wie anders könnte es in unserer Welt aussehen, wenn dieser Ratschlag von vielen befolgt würde!
Am 6. Oktober feiern wir Erntedankfest. Leider hat dieser Tag auch in unseren Dörfern in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren. Wir danken Gott, dass wir trotz der Hitze und teil-weisen Dürre genug zu essen haben, dass er uns versorgt. Auf unserem Bankkonto ist monatlich Lohn, Gehalt, Unterstützungsleistung, Rente etc. eingegangen. Das ist Grund genug zum Danken!
Lassen Sie uns das nicht nur im Gottesdienst oder im Gebet tun. Das Öffnen unseres Portemonnaies bzw. das Auslösen eines Überweisungsauftrags kann auch unseren Dank ausdrücken. Las-sen wir uns von Gott Herzen und Hände öffnen. Ich wünsche Ihnen die Erfahrung, dass Geben nicht arm, sondern reich
Angelika Mischinger

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September 2019

Liebe Leserin, lieber Leser,
als ich den Spruch für diesen Monat las, musste ich an Weihnachten denken. Nicht weil unser Text direkt etwas mit der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas- oder Matthäusevangelium zu tun hätte. Nein. Zu Weihnachten ist aber manchmal eine Geschichte zu sehen oder zu hören, die uns das Wort „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ (Mt. 16,26) besser verstehen hilft.
Charles Dickens hat diese Geschichte „“Weihnachtslied“ genannt. Sie handelt von dem Geldverleiher Ebenezer Scrooge. Dieser betrachtet Liebe, Großzügigkeit, Freude, Freundschaft, ja selbst die Freude am Leben als Verschwendung. Er hatte dafür aus seiner Sicht gute Gründe. Er war in bitterer Armut aufgewachsen und hatte erlebt, dass Geld Armut aus dem Leben fern hält. Und so wurden: das Anhäufen von Geld, das Elend anderer nicht an sich heranlassen und nur die eigene Sicherheit in seinem Blick haben, zur Grundlage seines Lebens. Das führte dazu, dass er zu einem unausstehlichen, geizigen und gefürchteten Menschen wurde. Diesem „verdorrten“ Menschen begegnet nun in der Weihnachtsnacht der Geist seines verstorbenen Geschäftspartners, der nicht anders war als er. Dieser bittet ihn flehentlich, umzukehren und kündigt ihm den Besuch dreier Weihnachtsgeister an- und so geschieht es auch. Einer zeigt ihm seine verlorene Kindheit, der Zweite sein verfehltes Leben und der Dritte seinen einsamen, jämmerlichen Tod. Diese Bilder erschüttern Ebenezer Scrooge so, dass er beschließt, sein Leben zu ändern. Daraufhin kehrt Lebensfreude zu ihm zurück und sein nun positives Verhältnis zu den Mitmenschen verändert auch ihr Verhalten zu ihm.
Jesus möchte nicht, dass Menschen in ihrem Leben „verdorren“ wie Scrooge. Er möchte dass unser Leben gelingt. Und so will er uns mit seinem Wort „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?“ davor bewahren, uns in unserem Leben für falsche Werte zu entscheiden. (Das griechische Wort, das in unserem Text mit „Seele“ übersetzt wird, kann auch mit „Leben“ übersetzt werden). „Ich bin doch kein Ebenezer Scrooge“, werden Sie jetzt vielleicht denken- „geht mich nichts an!“. Täuschen Sie sich nicht. Sicher haben Sie selbst schon hin und wieder erfahren, dass es sehr schnell passieren kann, dass unser Leben in eine Schieflage gerät. Wohl meinend, die richtigen Entscheidungen zu treffen, fängt alles an, zwischen unseren Fingern zu zerbröckeln. Das ist Leben. So sind wir Menschen. Da brauchen wir Hilfe.
Jesus will uns mit seinem Satz Entscheidungshilfe an die Hand geben. Wir sollen uns bei dem was wir tun wollen fragen: „Was würde ich gewinnen und welcher Schaden würde meinem Leben/meiner Seele entstehen?“ Für Scrooge bemüht Dickens Geister, um ihn wieder auf die richtige Bahn zu bringen, aber das brauchen wir nicht. Wir wissen, wie sich Gott unsere Leben gedacht hat, was wirklich Gewinn für unser Leben ist: Gott lieben und den Nächsten wie uns selbst. Wir haben Jesus, der uns Gott nahe gebracht und für unsere Fehler mit seinem Leben bezahlt hat, damit wir neu anfangen können. Und wir haben den Heiligen Geist, der uns Kraft zur Umkehr gibt und die nötige Erkenntnis. Die Geschichte von Charles Dickens kann uns aber trotzdem ein Beispiel dafür sein, dass wir uns zwar in unserem Leben verrennen können, dass es aber auch immer die Möglichkeit der Umkehr gibt.

Ihr E. Salewski

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Juli/August 2019

Liebe Leserin, lieber Leser!
Mein lieber Jakobus, wenn das so einfach wäre! – Dieser Seufzer kommt über meine Lippen, wenn ich den Bibelvers lese, der uns im Monat Juli leiten soll.
Meist geht es bei mir anders herum: Ich höre nicht richtig zu, gebe eine vorschnelle Antwort und schon ergibt ein Wort das andere. Unverständnis auf beiden Seiten!
Kennen Sie solche Situationen?
Jakobus gibt den Christen, an die sein Brief gerichtet ist, folgenden Rat: „Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ (Jakobus 1,19)
Dieser Vers fordert uns heraus, unser Verhalten zu überprüfen. „Schnell zum Hören“ sollen wir sein, den anderen ausreden lassen, versuchen ihn zu verstehen. Vielleicht ist es dazu auch nötig, noch einmal nachzufragen, uns seine Sicht der Dinge ausführlich schildern zu lassen. Da ist es nicht mit einer schnellen WhatsApp-Nachricht oder ein paar Schlagworten auf Twitter getan. Zuhören ist gefragt.
Beim Reden sind wir dann meist sehr schnell, antworten vorschnell und unsere Worte sind oft unüberlegt. Da hilft es, „langsam zum Reden“ zu sein. Nicht sofort eine Diskussion vom Zaun zu brechen, sich die Dinge noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen oder auch eine Nacht darüber zu schlafen. Dabei verwandelt sich mancher Elefant wieder in eine Mücke und die Dinge bekommen wieder den Stellenwert, der ihnen zusteht; aber auch nicht mehr.
Überlegtes Reden und Handeln bremst auch den Zorn aus und wir können uns sachlich mit strittigen Punkten auseinander setzen.
Der Rat des Jakobus passt meiner Ansicht nach sehr gut in unsere Zeit der vorschnellen Kurz-nachrichten und Kommentare, die überall geäußert werden – ob sie passend sind oder nicht. Und wie oft wird mit Worten nicht wählerisch umgegangen, Verletzungen werden bewusst einkalkuliert.
Ich wünsche mir, dass wir in diesen Sommermonaten, ob zu Hause oder im Urlaub, den Rat des Jakobus im Umgang mit unseren Mitmenschen beherzigen.
Eine gesegnete Sommerzeit wünscht Ihnen

Angelika Mischinger

(Folgende Sätze von Ulrich Scheffbuch, die sehr gut zu unserem Nachdenken passen, habe ich vor einigen Tagen in einem Andachtsbuch gelesen:
Bleib ruhig! Bleib gelassen! Ein gelassenes Herz sollst du haben; ein Herz, das sich Gott überlässt; ein Herz, das betet: „Herr, ich gehöre zu dir. Mein Leben ist in deiner Hand. Du musst dich der Menschen annehmen, die mir Mühe machen. Von deiner Kraft bin ich abhängig in den Situationen, die mir ausweglos vorkommen.“ Du betest – und erfährst dabei, dass du aufatmest und die Verkrampfungen gelöst werden – Linderung für Geist, Seele und Leib.)

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Juni 2019

Liebe Leserin, lieber Leser!
Der litauische jüdische Schriftsteller Mark Rasumny erzählt in einer Geschichte, dass er sich einen Zahn ziehen lassen musste. Der Zahnarzt tröstete ihn am Schluss über die Wunde mit den Worten hinweg: „Eine dem Mund beigebrachte Verletzung verheilt im Gegensatz zu einer mit ihm beige-brachten in aller Regel überaus schnell.“ …
Wohl wahr; wer von uns hat nicht die eine oder andere Erinnerung an tiefsitzende Verletzungen durch einen Mund, die nicht heilen wollen. Sie stammen von Worten, die jemand, der uns wichtig ist, sprach und sich dabei im Ton vergriff oder etwas sagte, das uns tief traf.
Sind wir uns dessen bewusst, dass unsere Worte eine solch verheerende Wirkung haben können? Wenn ich darüber nachdenke, dann weiß ich, dass da eine ganze Reihe an Verletzungen auch auf mein Konto gehen. Da hilft nur, darauf zu achten, um Entschuldigung zu bitten, die Zunge im Zaum zu halten und zu lernen, zur rechten Zeit zu schweigen.
Diese Überlegung aber ist erst eine Vorstufe zu dem, wozu uns der Monatsspruch diesmal einlädt.
So, wie Worte verletzen, können sie nämlich auch heilende Wirkung haben. So lesen wir in der Heiligen Schrift im Buch der Sprüche folgenden Rat:
Freundliche Reden sind Honigseim, süß für die Seele und heilsam für die Glieder. (Spr. 16,24)
Ich hoffe, dass Sie, so wie vermutlich mit Verletzungen, auch gute Erfahrungen mit Worten gemacht haben. Es geht hier nicht etwa um leere Worte, wie sie manchmal aus Höflichkeit ausgetauscht werden. Z.B. wird da zu jemandem gesagt: „Das wird schon wieder“, der seine letzten Schritte in diesem Leben geht.
Es geht um zugewandte, ernst gemeinte Worte, die der Seele und damit unserem Körper auch gut tun. Tröstende, aufbauende, richtungsweisende, ermutigende Worte. Worte, an denen sich der/die andere festhalten und aufrichten kann. Es gibt Menschen, die haben ein gutes Gespür für die richtigen Worte zur richtigen Zeit. Und oft sagt uns auch der gesunde Menschenverstand (wenn wir ihn gebrauchen), was nottut und gut ist. Wer an Gott glaubt, hat über die eigenen Worte hinaus auch noch die Worte der Heiligen Schrift zur Verfügung. Wie viele ungezählte Male haben Menschen aus dem Wort Gottes Ermutigung, Bestätigung und Trost empfangen, ob gelesen oder zugesprochen. Übrigens, was Ihnen selbst geholfen hat, kann für andere auch zur Hilfe werden. Vielleicht sammeln Sie sich ein Notfallkästchen mit freundlichen Worten, damit Sie diese wie einen Wundverband parat haben, wenn sie vonnöten sind?!

Ihr E. Salewski

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Mai 2019

Liebe Leserin, lieber Leser!
David, der wohl bekannteste König Israels, ist im Gespräch mit Gott. Viel hat er in seinem Leben mit Gott erlebt.
Er, der unscheinbare Hirtenjunge, der jüngste der Brüder, wird von Gott auserwählt und vom Propheten Samuel zum König gesalbt. Später wird er an den Königshof gerufen, um auf der Harfe zu spielen, wenn der amtierende König Saul in Angstzuständen und Depressionen „versinkt“. Die Melodien, die David spielt, sollen Saul wieder auf andere Gedanken bringen und seiner Seele gut tun.
Dann der Sieg Davids über den großgewachsenen Kämpfer der Philister, Goliath – wer kennt diese Geschichte nicht! Keiner traut sich, den Kampf mit diesem Riesen aufzunehmen. David, der Hirtenjunge, streckt Goliath mit einem Stein aus seiner Steinschleuder nieder. Keiner hatte ihm das zugetraut. Doch er vertraut seinem Gott, dass dieser Goliath in seine Hände gibt. Er weiß, dass auf Gott Verlass ist.
Als David dann König in Israel wird, blüht das Land auf, wird mächtig und es geht dem Volk gut. Der Prophet Nathan wird zu David geschickt, um ihm mitzuteilen, dass erst der Nachfolger Davids Gott ein Haus, einen Tempel, bauen wird. Und im Auftrag Gottes erinnert Nathan David an all das Gute, das er in seinem Leben erfahren hat. Daraufhin beginnt David mit Gott zu reden: „…Es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir.“
David dankt Gott für alles Gute, das er erlebt hat. Dieser eine Gott (im Gegensatz zu den vielen Göttern der Nachbarvölker), dem er vertraut, hat ihm Mut gegeben, hat ihn geführt.
Es ist gut, wenn auch wir immer wieder einmal innehalten und zurück schauen auf unser Leben. Entdecken wir da etwas, wofür wir dankbar sein können? Wo wir Gottes Führung und Treue erlebt haben? Erinnern wir uns an Situationen, in denen uns Kraft zuwuchs, als unsere Kraft zu Ende war?
Ich wünsche Ihnen, dass Sie beim Nachdenken dankbar werden. Dankbar für Gutes in Ihrem Leben; für das Durchtragen Gottes, wenn Ihre Kraft nicht ausgereicht hat; für seine Führung, die sicher manchmal ganz anders aussah, als Sie es sich erträumt hatten. Und dass Sie wie David sagen können: „Es ist keiner wie du, und ist kein Gott außer dir.“

Angelika Mischinger

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April 2019
Liebe Leserin, lieber Leser,
im Religionsunterricht überraschte mich unlängst einer meiner „Spezialisten“ mit einer bemerkenswerten Frage: „Hat es Jesus wirklich gegeben?“ Bei unserem kleinen Gespräch stellte sich dann heraus, aus welcher Ecke diese Zweifel kamen. Der Grund dafür war die Beobachtung: „Wir gehen manchmal in die Kirche und beten auch, und doch passiert uns auch mal was Schlimmes.“ Für den Jungen war folgende Überlegung eine ganz logische Sache: Wenn ich an Gott glaube und ihm auch noch Zeit und Aufmerksamkeit schenke, dann muss er mir das doch lohnen! Zum Beispiel damit, dass er auf mich aufpasst und darauf achtet, dass mir nichts geschieht.
Wie macht man in kurzer Zeit einem Jungen klar, dass die Welt doch etwas komplizierter und seine Überlegungen aus unserer Sicht zwar logisch aber trotzdem nicht zutreffend sind?!
Wir befinden uns gerade in der Passionszeit und feiern auch bald das Osterfest. Diese Zeit des Kirchenjahres nimmt genau diese Spannung in den Blick. Jesus ist Gottes Sohn, ihm bleibt aber menschliches Leid und Tod trotzdem nicht erspart. Warum?
Weil wir in einer Welt leben, in der Menschen Gott misstrauen, seinen Willen in Frage stellen und deswegen Dinge tun, die er nicht will. Dadurch treten Schuld, Leid, Elend…in unser Leben.
Und trotz allem können wir die Erfahrung machen, dass Gott da ist. Dass er uns liebt und möchte, dass wir ihn Teil unseres Lebens sein lassen – so wie er sich das gedacht hat.
Wie können Mensch und Gott nun wieder zusammenfinden? Oder anders: Wie können wir trotz des Schlimmen in unserem Leben trotzdem die Erfahrung machen, dass Gott da ist und uns liebt?
Diese schwierige Situation hat Gott dadurch gelöst, dass er sich an unsere Seite gestellt hat – in Jesus Christus. Mit ihm hat Gott unsere Ohnmacht, unseren Schmerz, Spott und Hohn, die wir manchmal erfahren und unseren Tod mit uns durchlitten. Und die Tatsache, dass Jesus auferstanden ist, zeigt, dass er wirklich der Sohn Gottes – der Christus ist. Durch seinen Tod ist damit der Gerechtigkeit Genüge getan. Sein Opfer ist das Lösegeld für unsere Verfehlungen. Der Weg zu Gott ist nun für uns frei.
Mein „Spezialist“ hat nun nicht danach gefragt, wie wir denn, außer durch Bewahrung und Schutz, erfahren können, dass Gott da ist und uns lieb hat. Unser Monatsspruch weist uns eine Möglichkeit zu dieser Erkenntnis. Bei Matthäus 28,18b-20 können wir lesen:
Jesus Christus spricht: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten, alles was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ In der Hinwendung zu Gott (Taufe) und im Betrachten und Erzählen dessen, was uns Jesus gesagt hat, ist uns Gottes Sohn nahe. In der Heiligen Schrift erfahren wir, dass Jesus wirklich mit seinen Jüngern durch die Gegend gezogen ist, die wir heute Israel nennen und, dass er uns auch heute begegnen kann und will in den Berichten über seine Worte und Taten. Ich hoffe, dass es mir gelingt, meinem Schüler auf den Weg zu dieser Erkenntnis zu helfen und dass auch Sie in diesem Monat auf diese Weise die ermutigende Erfahrung der Nähe Gottes machen können.

Ihr E. Salewski

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März 2019
Liebe Leserin, lieber Leser!
Viele Jahre sind vergangen, seit das Volk Israel im Land Kanaan angekommen ist. Die Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft ist schon lange Geschichte und Israel hat sich in der neuen Heimat eingerichtet.
Die Erzählungen, wie wunderbar Gott sein Volk aus Ägypten geführt hat, verblassen langsam. Israel orientiert sich in seinem Lebensstil auch an den Nachbarvölkern und geht in seinem Glauben Kompromisse ein. Warum nur Gott alleine vertrauen? Es gibt da doch noch mehr, z. B. die Fruchtbarkeitsgötter, denen die Nachbarn huldigen – hat das nicht auch seine Berechtigung?
Und Schritt um Schritt entfernt sich Israel vom lebendigen Gott. Die Gebote geraten nach und nach in den Hintergrund. Auch mit dem Gebot „Ich bin der Herr, dein Gott … du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ nimmt man es nicht mehr so genau.
Verschiedene Ereignisse führen dazu, dass sich das Volk Israel wieder Gott zuwendet. Der Prophet Samuel ermahnt das Volk: „Wendet euer Herz wieder dem Herrn zu und dient ihm allein.“
Er fordert eine radikale Kehrtwende im Denken und Handeln, im Leben und Glauben. Ein Abwenden von all den anderen Göttern, von den Kompromissen, von den Halbwahrheiten, mit denen das Volk Israel lebt. Allein dem lebendigen Gott sollen sie dienen.
Dieses Bibelwort hat mich aufgerüttelt, stellt mich persönlich in Frage. Wo habe ich mich von Gott entfernt? Was bestimmt mein Denken und Handeln? Heißt es in meinem Leben „Jesus und …?“ Was steht an erster Stelle in meinem Leben?
Wie gut ist es, dass Gott uns immer wieder ruft und zur Umkehr auffordert. Wie das Volk Israel damals dürfen wir um Vergebung bitten für unsere falsch eingeschlagenen Wege und uns neu ausrichten an Gottes Wort.
Die vor uns liegende Passionszeit erinnert uns an das Leiden und Sterben Jesu, das uns die Vergebung und Umkehr ermöglicht. Ich möchte diese Zeit nutzen, neu darüber nachzudenken, wo ich nicht Gott alleine diene, wo ein Umdenken erforderlich ist, wo die Prioritäten anders gesetzt werden müssen.
Vielleicht denken auch Sie wieder einmal darüber nach, von wem Ihr Denken und Handeln beeinflusst wird und ob eine Neuausrichtung nötig ist. Möglich ist sie allemal! Und es wird Auswirkungen haben – in unserem persönlichen Leben, in unserem Umfeld, in unserer Gemeinde …
Ich wünsche Ihnen ein gutes Nachdenken.

Angelika Mischinger

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Februar 2019
Liebe Leserin, lieber Leser,
sicher kennen Sie solche oder ähnliche Gedanken:
Die Woche fängt an, und ich mag gar nicht daran denken, was da alles vor mir liegt. Da sind die ganzen Aufgaben, die es zu bewältigen gilt. Schwierige sind dabei, von denen ich noch nicht weiß, wie ich sie schaffen soll. Es steht ein Besuch beim Arzt an – wer weiß, was das Gespräch ergibt?! Außerdem warte ich jeden Tag auf eine Nachricht von einem lieben Bekannten, der sehr schwer erkrankt ist. Und die Nachrichten in Zeitung, Fernsehen und Radio sind auch eher so, dass ich sie lieber gar nicht wissen will. Hinzu kommt das Wetter, das mir zu schaffen macht und die Sorge um die Kinder, die auch so ihre Probleme haben…
Manchmal ist es zum weglaufen. Aber das hilft in der Regel auch nicht weiter, denn was mir zu schaffen macht, das heftet sich an meine Fersen.
Unser Leben wird des Öfteren mit einer Wanderung verglichen und von diesem Vergleich lässt sich für solche Zeiten etwas lernen. Wenn ich wandere und mir der Weg schwer wird, dann mache ich entweder eine Pause und stärke mich, oder ich konzentriere mich auf das Ziel.
Das Pausenbrot ist Gottes Wort. So wie wir Nahrung zum Leben brauchen, so brauchen wir Gottes Wort. Jesus hat es einmal so formuliert: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes geht“ (Mt. 4,4) Und Gott hat uns auch noch dazu die Weisung gegeben: „Vergiss diese Nahrung nicht, damit du bei Kräften bleibst. Höre regelmäßig auf das, was ich dir sage. Heilige den Feiertag.“ Dazu hat sich in unserem Gemeindealltag eine gute Tradition entwickelt. Es ist die Feier eines Gottesdienstes an jedem Sonn- und kirchlichen Feiertag, zu dem durch das Läuten der Glocken eingeladen wird. Hier haben wir die Möglichkeit dieser Stärkung. Auch andere Gemeindeveranstaltungen haben diesen Zweck. Auch diese Andacht zum Monatsspruch.
Mit ihm erzählt uns Paulus etwas von dem Ziel unserer Wanderung: „Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ Römer 8,18
Bei mancher Wanderung hat mir der Gedanke an das Ziel wieder Kraft gegeben, und mich dann mit einem wunderschönen Ausblick auf das Land und mit der Freude, es geschafft zu haben, belohnt.
Alle Anstrengungen waren vergessen. Und genau dazu macht Paulus in seinem Brief an die Römer Mut. Für ihn ist das ein Rezept für die Bewältigung der Mühen und Plagen des Alltags. Er sagt uns damit: All das, was Du jetzt aushältst, durchstehst und erträgst, ist ein Klacks gegen die Freude, Liebe und Geborgenheit, die uns bei Gott erwartet. All das ist nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, zu der wir gehören werden und von der wir hin und wieder jetzt schon etwas erleben dürfen.
Und das kann auf einem Berggipfel, im Gottesdienst, bei einem Fest im Kreise unserer Lieben der Fall sein, aber auch jetzt schon in einer anstrengenden Woche, wenn wir Gottes Wort lesen und uns das Herz aufgeht.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie die stärkende Wirkung dieser Worte erleben können.

Ihr E. Salewski

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Januar 2019
Liebe Leserin, lieber Leser!
Wann haben Sie den letzten Regenbogen gesehen? Anfang Dezember konnte ich dieses Naturschauspiel beobachten – zwischen zwei Regenschauern.
Ich kam gerade aus dem Edeka-Markt und hatte den Einkaufswagen zurück gebracht. Da ging mein Blick zu den dunklen Wolken, die aus Richtung Niesky näher kamen und ich überlegte noch, ob ich wohl trocken nach Hause käme. Nachdem mein Fahrrad startklar war, schaute ich noch einmal zu den dunklen Wolken. Und da war er zu sehen: ein wunderbarer Regenbogen, der in grellen Spektralfarben am dunklen Himmel leuchtete und ein wenig außerhalb erschien in schwächeren Farbtönen der zweite Bogen.
Ich bin damals stehen geblieben und habe dieses Wunder betrachtet. Und plötzlich kam mir die Geschichte von Noah und der Sintflut in den Sinn, wie sie uns die Bibel in den ersten Kapiteln berichtet.
Nachdem es 40 Tage und Nächte geregnet hatte und alles Leben auf der Erde vernichtet war, verliefen sich nach einiger Zeit die Wasserfluten und die Arche, in der Noah mit seiner Familie und den ausgewählten Tieren überlebt hatte, lief auf Grund. Nach dem Verlassen der Arche baute Noah einen Altar und brachte Gott Opfer. Damit drückte er seine Dankbarkeit Gott gegenüber aus.
Gott schloss daraufhin einen Bund mit Noah, er segnete ihn und seine Familie. Außerdem gab er Noah das Versprechen, dass keine Sintflut mehr kommen soll, die alles Leben auf der Erde vernichtet. Gott sagte Noah zu: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. (1. Mose 9,13)
Nun begegnet uns dieser Bibelvers am Beginn eines neuen Jahres. Viele schauen mit Sorge in die Zukunft: die vielen Kriege weltweit, Hunger und Armut, die politische Situation in Europa und auch in unserem Land, Krankheit, der Verlust eines lieben Menschen – all das bewegt uns und macht uns Angst. Die Frage „Wie wird es weiter gehen?“ treibt uns um.
Da tut es gut, diese Zusage aus der Bibel zu hören und zu lesen. Die Worte erinnern uns daran, dass Gott es ist, der diese Welt und unser persönliches Leben in seinen Händen hält. Der Regenbogen als Zeichen des Bundes, den Gott mit Noah und mit der Erde geschlossen hat, soll uns daran erinnern. Daraus wächst Vertrauen, Vertrauen zu unserem himmlischen Vater, der es gut mit uns meint.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit Vertrauen auf diese Zusage Gottes in das Jahr 2019 gehen und Sie beim Anblick des nächsten Regenbogens an diesen Bundesschluss Gottes mit uns Menschen erinnert werden.

Angelika Mischinger

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