Archiv 2022

Januar 2022

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn uns jemand interessiert, wenn wir etwas mehr über ihn oder sie wissen wollen, dann fragen wir: „Wo kommst du her?“. Und die nächste Frage lässt dann in der Regel nicht lange auf sich warten: „Wo willst Du hin?“. Damit ist selten die Frage im direkten Wortsinn gemeint, die zu folgendem Gespräch führen könnte: „Wo kommst Du her?“ „Von meinem Auto“. „Nein, ich meine, wo kommst Du überhaupt her?“ „Na, aus meiner Wohnung.“  „Nein – anders: Woher bist Du?“ „Aus Wiesa“ …

Mit „Wo kommst du her?“ wollen wir oft eher wissen, wie das Umfeld des Gefragten ist – vielleicht auch was für eine Geschichte er oder sie mitbringt.

Zwei Jünger Johannes des Täufers liefen hinter Jesus her, nachdem ihr Lehrer ihnen den Hinweis gab: „Seht, das ist Gottes Lamm“. Als sie bei ihm waren fragten sie ihn als erstes: „Meister, wo bist du zur Herberge?“ – also: „Wo bist du her?“ Aber das wollten sie ja im letzten gar nicht wissen! Hinter ihrer Frage steckte doch eher unausgesprochen: Was ist die Grundlage deines Handelns? Woraus beziehst du deine Kraft? Was glaubst und was hoffst du? Mit welchen Menschen teilst du dein Leben und – was gibt dir Heimat?

Jesus hält ihnen nun keine Predigt. Jesus spricht „Kommt, und seht.“ (Joh.1,39) Beide taten es und blieben den Tag bei ihm. Und das hatte Folgen. Denn der eine der Jünger war Andreas, der Bruder des Simon Petrus, der dann auch zum Jünger wurde.

Was werden sie „gesehen“ haben? Ganz sicher, der Einladung von Jesus Folge zu leisten

bedeutet, dass sich unser Leben ändert. Wir bekommen eine neue Sicht, neue Tiefe und Heimat in einem viel weiteren Sinn. Erzählt doch Andreas dem Simon Petrus am Tag nach der Begegnung mit Jesus: „Wir haben den Messias gefunden.“

Das ist der, der von Gott kommt und die Menschen von dem befreit, was sie gefangen nimmt. Das ist der, auf den die Juden seit Jahrhunderten warteten. Durch ihn begegnet uns Gott auf Augenhöhe. Nur wenige haben das damals so gesehen. Im Rückblick entdecken wir Christen, die Jünger haben es im Herzen geahnt, manche haben es auch mit dem Verstand begriffen: Mit Jesus fängt etwas ganz Neues im Verhältnis zwischen Gott und Mensch an. Es lohnt, das zu betrachten, was er sagt und tut. Es lohnt auf das zu schauen, was er uns zeigen will.

Ein neues Jahr beginnt. In den letzten zwei Jahren wurde durch die Pandemie unsere Normalität in Frage und eine ganze Reihe von Werten auf den Prüfstand gestellt. Menschen sagen dies und jenes, versuchen Orientierung zu geben, Einfluss zu gewinnen. Da ist es gut, sich an Verlässlichem, an Ewigem zu orientieren, das dem Zeitgeist seine Schranken setzt.

Lasst uns auf das schauen, was uns Jesus zeigt! Durch das Hören auf sein Wort; durch Gebet; durch Gemeinschaft; durch die Feier des Abendmahls. Das gibt uns ein Zuhause, ganz gleich, wo oder wann wir sind. Lasst uns zu ihm gehen und sehen, woher er kommt und wohin uns dann unser Weg führt.

Ihr E. Salewski

Februar 2022

Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen. Epheser 4,26

Liebe Leserin, lieber Leser,
wann haben Sie sich zum letzten Mal so richtig über jemanden geärgert? Die Kinder, den Ehepartner, die Nachbarn, eine Arbeitskollegin, den Chef …? Die Aufzählung lässt sich beliebig ergänzen.
Das Wort „zürnen“, das im Monatsspruch genannt wird, bedeutet: sich über jemanden ärgern oder zornig sein über jemanden. Was passiert eigentlich, wenn wir uns über eine andere Person ärgern? Meist schaffen wir es nicht, sachlich zu bleiben und legen jedes Wort, das in einem Streitgespräch gefallen ist, auf die Goldwaage. Im Nachhinein bohrt es in uns. Jede Verhaltensweise in der Vergangenheit wird analysiert und einiges davon landet auf der „Negativliste“. Wenn wir dieser Person dann wieder begegnen, merken wir, dass unser Verhältnis gestört ist, uns etwas verunsichert oder gar trennt. Doch wie damit umgehen?
Der Apostel Paulus hat dieses Problem in der Gemeinde in Ephesus beobachtet und greift es neben verschiedenen anderen Themen in seinem Brief, den er an die Christen dort schreibt, auf. Er weist darauf hin, dass das Leben als Jesus-Nachfolger Konsequenzen hat. Es hat sich etwas geändert, wenn das Leben unter Gottes Herrschaft steht. Und diese Veränderung darf, ja sie soll sichtbar werden. Nicht nur damals in Ephesus – auch bei uns heute!
Dass der Ärger in uns aufsteigt, ist nicht das Problem, schreibt Paulus. In manchen Situationen ist das eine ganz natürliche Reaktion. Doch der Umgang mit dem Ärger, mit dem Zorn, soll ein anderer sein. „Sündigt nicht, wenn ihr zornig seid.“ Diese Worte legt uns Paulus ans Herz. Wenn wir uns ärgern oder zornig sind, spielen unsere Gefühle verrückt. Gespräche werden zu einem bitteren Schlagabtausch. Gedanken wirbeln wie auf einem Karussell durch den Kopf. Es ist nicht einfach, diese Spirale zu unterbrechen. Manchmal ist es nötig, ein Gespräch abzubrechen mit dem Eingeständnis: „Wir kommen hier nicht weiter.“ Wir merken, dass wir bei einer Fortführung des Wortwechsels Dinge sagen würden, die beleidigend und verletzend für unser Gegenüber sind. Es ist hilfreich, unsere Gedanken loszulassen, sie im Gebet Gott zu überlassen, damit sie sich nicht in unserem Kopf festsetzen.
Einen zweiten Ratschlag gibt uns Paulus: „Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“ Die meisten von uns kennen das aus eigener Erfahrung: Zorn und Ärger können uns den Schlaf rauben. Deshalb ist es gut, aufgestauten Ärger nicht mit in die Nacht zu nehmen und Gott um Vergebung zu bitten. Das befreit und am nächsten Morgen sieht die Welt meist wieder anders aus und wir stellen fest, dass alles nicht so dramatisch ist.
Manchmal ist es auch nötig, ein klärendes Gespräch zu führen. Mir hilft es, ein, zwei Tage bis dahin verstreichen zu lassen. Dann habe ich Zeit, mit Gott darüber zu reden. Das gibt mir den nötigen inneren Abstand zu der Angelegenheit, die den Ärger verursacht hat und ich kann mich sachlicher damit auseinandersetzen.
Was Paulus uns hier als Ermahnung mitgibt, ist nicht immer einfach umzusetzen – aber es lohnt sich. Davon bin ich überzeugt. 28 Tage hat der Monat Februar. 28 Tage Zeit, dieses Bibelwort „durchzukauen“, sich daran zu orientieren im Alltag. Das erfordert Mut und Ausdauer.
Nur einmal angenommen: Alle, die den Monatsspruch jetzt gelesen haben, setzen diese Worte mit Gottes Hilfe praktisch um – was könnte sich verändern in unserem Umfeld? In unseren Familien, unserer Gemeinde, unserem Dorf …

Herzlich grüßt Sie Angelika Mischinger

März 2022

Liebe Leserin, lieber Leser!
„Hört nicht auf zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen“
(Eph. 6,18) – so schreibt Paulus an die Gemeinde in Ephesus.
Gut, dass wir durch dieses Wort des Apostels an ein wesentliches Element unseres Glaubens erinnert werden – das Gebet. Es ist die Möglichkeit, Gottes Nähe zu spüren, ihm Sorgen und Freuden mitzuteilen, Einsamkeit zu vertreiben, eine Aufgabe zu haben … (Hier ist jetzt Platz, um Ihre Erfahrung mit Gebet einzufügen.)
Paulus sagt, Gebet soll für uns wie das Atmen sein, wir sollen damit nicht aufhören. Da stellt sich schnell die Frage: Wie soll das gehen? Was soll ich sagen, da fehlen mir doch die Ideen? … Der Möglichkeiten zu beten gibt es viele: das vorformulierte gemeinsame Gebet oder unser privates, auswendig gelerntes Gebet; das freie Gebet; die Stoßgebete; aber auch einfach still an Gott zu denken, kann ein Gebet sein. Wir dürfen uns sicher sein, dass Gebet kein Selbstgespräch ist. Gott hört unser Gebet.
Philipp Melanchthon – Martin Luthers Weggefährte, Berater und manchmal auch Vertreter bei Auseinandersetzungen in Glaubensfragen – schreibt über seine Erfahrungen mit dem Gebet: „Das weiß ich: Sooft ich mit Ernst gebetet habe, bin ich gewiss erhört worden und habe mehr erlangt, als ich erbeten habe. Unser Herrgott hat wohl bisweilen gewartet, aber letztlich dennoch erhört. In Psalm 55,23 steht: „Wirf dein Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen.“ Ach, wer das Werfen gut lernen würde, der würde erfahren, dass es gewiss so ist. Wer dieses Werfen aber nicht lernt, der bleibt ein verworfener, ein unterworfener und umgeworfener Mensch.“ (aus einer Vorlesung Philipp Melanchthons von 1555)
Beten heißt also, unsere Anliegen auf Gott zu werfen. Dazu gehört Übung, Ausdauer und Vertrauen, wie es Philipp Melanchthon erfahren hat. Und wenn wir den Eindruck haben, dass all unser Beten bei Gott kein Gehör zu finden scheint, dann gibt uns Melanchthon auch dafür einen Rat mit auf unseren Glaubensweg: „Auch wenn Gott seine Hilfe hinauszögert, dürfen wir deshalb nicht aufhören, ihn zu bitten … Denn Gott prüft so unseren Glauben. Selbst wenn Gott gar nicht gibt, was wir von ihm begehren, sollen wir dennoch nicht daran zweifeln, dass er unsere Bitte erhört, sondern wir müssen wissen: Wenn er das nicht gibt, was wir wollen, wird er etwas anderes, etwas Besseres geben.“ (Philipp Melanchthon in „Unterricht der Visitatoren“ – 1528)
So wünsche ich Ihnen gute Erfahrungen mit Ihrem persönlichen Gebet.

Ihr E. Salewski

April 2022

Liebe Leserin, lieber Leser!
Maria von Magdala … Maria – „wer bitte?“ …
Maria von Magdala, auch Maria Magdalena genannt, spielt im Textabschnitt aus dem Johannesevangelium, in dem der Wochenspruch für den Monat April steht, eine zentrale Rolle.
Maria von Magdala war eine der Frauen, die sich Jesus und den Jüngern angeschlossen hatten und mit ihnen unterwegs waren. Von ihr wird berichtet (Lukas 8,2; Markus 16,9), dass Jesus sie von Dämonen befreit hat. Ihr Leben war bis dahin vermutlich nicht einfach gewesen. Es gab etwas, was sie gefangen genommen hatte. Und durch Jesus durfte sie Befreiung erleben. So schloss sie sich ihm an.
Von ihr wird auch berichtet, dass sie zusammen mit anderen Frauen unter dem Kreuz Jesu stand und miterlebte, wie Jesus seinem Jünger Johannes seine Mutter Maria anvertraute – und umgekehrt Johannes seiner Mutter. Sie erlebte den Tod Jesu hautnah mit. Was wird wohl in ihr vorgegangen sein?
Am Tag nach dem Sabbat macht sie sich auf den Weg zum Grab (nach den anderen Evangelien zusammen mit anderen Frauen) und erschrickt: Der Stein ist weg und das Grab ist leer! Ihre Welt bricht zusammen – Jesus ist verschwunden. Das ist auch ihre Antwort an die beiden Engel in der leeren Grabkammer, die sich nach dem Grund ihres Weinens erkundigen. Sie wendet sich ab und sieht einen Mann – sie hält ihn für den Gärtner. Auch er fragt nach dem Grund ihrer Traurigkeit. Sie sagt es ihm; da spricht er sie mit ihrem Namen an – und sie erkennt ihn: Es ist Jesus, der Auferstandene! „Rabbuni! Lehrer!“, mehr kann Maria nicht sagen. Sie will auf ihn zugehen, doch Jesus hält sie davon ab. Sie wird von Jesus beauftragt, zu den Jüngern zu gehen und ihnen zu berichten, was er ihr gesagt hat.
Dieser Aufforderung kommt sie nach: „Ich habe den Herrn gesehen!“
Wir erleben hier, wie Maria aus Magdala zur Auferstehungszeugin wird. Ihre tiefe Traurigkeit und Verzweiflung sind wie weggeblasen durch die Begegnung mit Jesus. Sie erlebt eine Veränderung in ihrem Leben und darf den Jüngern die Ankündigung, dass Jesus zu seinem Vater gehen wird, überbringen.
Wie geht es uns, wenn wir das leere Grab vor Augen haben? Verändert das unsere Sicht der Dinge – oder bleibt alles beim Alten?
„Jesus ist auferstanden“, das sagt uns das leere Grab. Wir haben es bei Jesus mit einem Lebendigen zu tun, der auch heute noch wirkt und uns mit unserem Namen anspricht. Erkennen wir seine Stimme und hören wir, was er uns zu sagen hat? Maria erlebte durch die Begegnung mit dem Auferstandenen eine Veränderung. Sie lief zurück zu den Jüngern und bekannte: „Ich habe den Herrn gesehen!“
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Begegnung mit Jesus auch bei uns nicht folgenlos bleibt. Deshalb: Lasst uns auf seine Stimme hören und so wie Maria davon berichten, dass Jesus lebt. Er will uns auch heute begegnen und verändern.

Angelika Mischinger

(Der Text aus dem Johannesevangelium ist uns nicht so vertraut wie das Osterevangelium von Markus oder Lukas, die in unseren Ostergottesdiensten häufiger gelesen werden. Es lohnt sich, die Ostergeschichte in Johannes 20 einmal in Ruhe nachzulesen.)

Mai 2022

„Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.“ Aus dem 3. Brief des Johannes, den er vermutlich an Gajus schrieb, ein Mitglied einer Heidenchristen-Gemeinde. Die drei Briefe des Johannes sind relativ kurz. Sie stehen fast am Ende des Neuen Testamentes.
Briefe! Schreiben Sie noch Briefe? Bekommen Sie Briefe mit Beschreibungen von Erlebnissen, Gedanken, Sorgen und Zweifeln des Absenders oder mit dem Ausdruck seiner Freude, Dankbarkeit und Glücks?

Liebe P., liebe K. und liebe E.! Lieber M., lieber B. und lieber A.!
Nun bin ich schon so viele Wochen nicht mehr bei Euch gewesen. Wie geht es Euch? Habt Ihr all die geplanten Veränderungen geschafft? Zieht Ihr alle noch am gleichen Strang? Im Alltag wird manches weniger wichtig, was bei dem Neustart mit viel Enthusiasmus und großer Energie eingeführt wurde. Aller Anfang ist schwer. Aber das Durchhalten, das Festhalten, das Aushalten sind nicht leichter. Wenn Ihr nun merkt, dass manches zu Eurer Situation doch nicht mehr passt, dann lasst es wieder los. Aber ich bitte Euch, bedenkt es gut, tut es gemeinsam, sprecht Euch ab, prüft Eure Entscheidung objektiv. Hütet Euch vor allein subjektiven Bewertungen. Lasst Euch messen an den Maßstäben, die unsere Basis sind wie die Liebe zur Natur, der Wunsch die Schöpfung zu bewahren. Verzichtet bewusst auf Gewohnheiten, die das gefährden. Liebe und Nächstenliebe: dafür achtet aufeinander, nehmt Euch jeder selbst aus dem Zentrum Eurer Ansprüche. Das Wohl des anderen sollte Euer erstes Ziel sein. Eitelkeit, Egoismus, Selbstzufriedenheit sind Fallen für eine Gemeinschaft. Dient einander, dann werdet Ihr erfolgreich sein.
„Ich wünsche Euch in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit“. In jeder Hinsicht, damit meine ich, dass Ihr täglich satt werdet, dass Ihr nicht frieren müsst, dass Ihr arbeiten könnt ohne im Burnout zu enden, dass Ihr Zeit füreinander habt. Ich wünsche Euch Frieden, Frieden in jedem von Euch, Frieden untereinander und mit allen um Euch herum. Gesundheit, ja natürlich wünsche ich Euch Gesundheit! Jeder erschrickt doch über eine schlimme Diagnose, jeder leidet unter der anstrengenden Therapie, jeder hat Angst vor dem Verlust der Selbständigkeit und einer möglicherweise eingeschränkten Lebenserwartung. Körperliche Schwäche ist schwer zu ertragen. Seelische Schwäche, Schwermut, Depression, Perspektivlosigkeit und tiefe Trauer sind schier unerträglich. Darum wünsche ich Euch „Wohlergehen und Gesundheit, so wie es Eurer Seele wohlergeht“. Wir alle wissen, das Leben ist nicht ideal, auch wenn wir es uns gegenseitig wünschen. Schmerzen, Ängste, Verzweiflung, Zwiespalt, Neid, Wut, Krankheit und Hoffnungslosigkeit bestimmen zu oft den Alltag. Dann vergesst nicht, Ihr seid nicht alleine. Tragt diese Lasten ans Kreuz. Bei Gott ladet ab, was Euch zu schwer wird. Ihr werdet nicht befreit von all der Not, aber Euer Vater hilft zu tragen. ER wird helfen, aber ER hilft auf seine Weise. Und das ist gewiss, ER hält jeden von Euch in seiner Hand wie ER auch die ganze Welt in seiner Hand hält! Und dort, in seiner Gnade und Vergebung liegt das Wohlergehen Eurer Seele.

Eure U.

Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Schreiben Sie doch auch mal wieder einen Brief! Schreiben Sie über Ihre Erlebnisse, Gedanken, Sorgen, über Freude, Dankbarkeit und Glück. Wünschen Sie „Wohlergehen und Gesundheit, so wie es der Seele wohlergeht“.

Ihre Ulrike Lehel

Juni 2022

Liebe Leserin, lieber Leser, in einem Text der Bibel steht:

Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod.“ (Hld. 8,6)

Das sind Worte aus dem Hohen Lied. In diesen Versen geht es um die erotische Liebe. Da stellt sich wohl jedem, der das liest, die Frage: Können wir aus dieser Gefühlswelt etwas für unser Verhältnis zu Gott lernen? … Diejenigen, die darüber entschieden haben, welche Texte zu den Heiligen Schriften gehören, haben schon in vorchristlicher Zeit „Ja“ zu dieser Frage gesagt. Wir können also auch in unserem Verhältnis zu Gott die Erfahrung machen: Liebe hat eine unwiderstehliche Macht – wie der Tod.

Wie funktioniert das aber mit solcher Liebe zu Gott? Von Gott zu uns? Und durch ihn zu anderen? Es ließe sich jetzt vieles Theoretische erzählen.

Hören wir einen Bericht eines rumänischen Pfarrers aus der Zeit, in der der Kommunismus in Rumänien staatliche Ideologie war. Pfarrer Wurmbrand erzählt von einer Begegnung mit einem russischen Hauptmann:

„Er hatte keine religiöse Bildung, aber er liebte Gott ohne das geringste Wissen über ihn. Ich las ihm die Bergpredigt und die Gleichnisse Jesu vor und er tanzte voller Freude durch den Raum und rief: ,Was für eine wundervolle Sache! Wie könnte ich leben, ohne diesen Christus zu kennen?‘ Es war das erste Mal, dass ich den Ausdruck solch riesiger Freude über Gott erlebte. Dann las ich ihm die Leidensgeschichte Jesu vor, ohne ihn darauf vorbereitet zu haben. Damit hatte er nicht gerechnet. Als er davon hörte, wie die Soldaten mit Jesus verfuhren, wie er litt und starb, ließ er sich in den Sessel fallen und begann bitterlich zu weinen. Er hatte an einen Erlöser geglaubt und nun war der Erlöser tot! … Noch nie hatte ich die Leiden Jesu so durchlebt wie er! … Dann las ich ihm die Geschichte der Auferstehung vor. Als er die wundervolle Nachricht hörte, dass der Erlöser aus dem Grab auferstanden war, schlug er sich vor Freude auf die Knie und rief: ,Er lebt! Er lebt!‘ und tanzte voller Glück wieder durch den Raum. Ich sagte zu ihm: ,Lass uns mit Gott reden.‘ Wir fielen auf die Knie und er sprach zu Gott: ,O Gott, was für ein wunderbarer Gott du doch bist! Wenn ich du wäre und du wärest ich, hätte ich dir deine Sünde niemals vergeben. Aber du bist wirklich ein sehr netter Kerl! Ich liebe dich von ganzem Herzen!‘

Ich denke, alle Engel im Himmel haben in ihrer Tätigkeit innegehalten, um dieses Gebet des russischen Offiziers zu hören. Als dieser Mann Christus annahm, wusste er, dass er alles verlieren würde …, dass er vielleicht sogar mit dem Tod rechnen müsste … Er war bereit alles zu verlieren.“

So kann eine Beziehung zu Gott aussehen. Ich frage mich, warum reißt mich Gottes Liebe nicht mehr so mit? Ist da zu viel Gewohnheit, zu wenig Aufmerksamkeit …? Was muss geschehen, dass ich mit solcher Liebe auf Gott schaue? … Wie sieht es bei Ihnen aus?

Ihr E. Salewski

Juli/August 2022

Liebe Leserin, lieber Leser!

Mittlerweile ist es Sommer geworden – das Wetter ist schön und die ersten heißen Tage haben wir bereits hinter uns. Ich möchte Sie mitnehmen zu einer Bergwanderung.

Es ist ein wunderschöner Sommertag. Der Himmel ist strahlend blau, kein Wölkchen ist zu sehen. Am frühen Morgen starten wir zu einer Wanderung. Das Ziel: eine bewirtschaftete Hütte , die laut Beschilderung in 4 bis 5 Stunden erreicht wird. Zuerst verläuft der Weg im Schatten entlang eines Sees. Es macht Spaß zu wandern und die Berge ringsum zu betrachten. Weiter geht es leicht ansteigend dem Talschluss entgegen. Bei kleinen Pausen zwischendurch trinken wir immer wieder einen Schluck aus der Wasserflasche, die sich erschreckend schnell leert. Nun beginnt der steile Aufstieg zur Hütte über Geröll und Steine. Es ist heiß, die Sonne brennt auf uns herab, der Schweiß fließt in Strömen. Der letzte kleine Rest Wasser soll noch als Reserve in der Flasche bleiben. Der Mund wird trocken, der Durst quält. Und noch keine Hütte in Sicht! Der Weg schlängelt sich den Hang hinauf und scheint endlos zu sein. Die Schönheit der Berge um uns her nehmen wir nicht mehr richtig wahr.

Als der Weg eine Biegung macht, sehen wir ein kleines Rinnsal, das aus dem Fels hervorquillt: Wasser, frisches Wasser! Wir kauern uns nieder, trinken Schluck um Schluck und füllen die Flaschen wieder auf. Als wir den Blick zu den Bergen schweifen lassen, können wir nur staunen über ihre Erhabenheit und Schönheit. Bald darauf kommt die Hütte in Sicht – wir sind froh, das Ziel erreicht zu haben.

Durst ist etwas Schreckliches – er kann uns körperlich quälen und auszehren. Doch nicht nur unser Körper verspürt Durst, auch unsere Seele kann Durst haben. Der Verfasser des 42. Psalms beschreibt es so: „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“ (V. 3) Er sehnt sich nach Ruhe und Frieden in seinem Herzen angesichts von Schwerem, was ihm begegnet. Und er weiß, wo das zu finden ist, bei Gott.

Wann haben Sie zum letzten Mal diese tiefe Sehnsucht in Ihrem Inneren wahrgenommen – dieses Dürsten der Seele nach Gott? Ein tiefes Verlangen nach seiner Nähe, das durch nichts anderes gestillt werden kann?

Oft sind wir zu beschäftigt, manchmal auch zu stolz, diesem Sehnen in uns nachzugeben und uns bewusst nach Gott auszustrecken. Der Psalmbeter hat die Erfahrung gemacht, dass Gott seine Hilfe ist. Dafür dankt er am Ende des Psalms. Seine Seele ist zur Ruhe gekommen, ihr Durst gestillt.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesen Sommertagen Zeit haben, darüber nachzudenken und erleben, dass Gott den Durst Ihrer Seele stillt und Sie ihm ganz neu begegnen.

Angelika Mischinger

September 2022

Liebe Leserin, lieber Leser,

Es gibt viele Sprüche, die für uns als weise gelten. Etwa: „Geld macht nicht glücklich“; „Je mehr er hat, je mehr er will – nie schweigen seine Wünsche still“; „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“…

Die Reihe könnte jeder von uns ganz sicher noch erweitern. Können Sie sich aber daran erinnern, folgenden Spruch schon einmal gehört zu haben?

Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.“ Sirach 1,10

Mir ist jedenfalls das Wort aus dem Buch Sirach das erste Mal begegnet. Schön, dass es als Monatsspruch ausgewählt wurde.

Das Buch Sirach gehört zu der Reihe Bücher, die in manchen Bibeln die „Apokryphen“ genannt werden. Das sind jene Bücher, von denen Luther einmal gesagt hat: „Gut und nützlich zu lesen, aber nicht dem Wort Gottes gleichzusetzen.“ In ihnen begegnet uns Gottes Wort im Verborgenen – genau das heißt das Wort „apokryph“ auf Deutsch. Der Grund, warum diese Bücher trotzdem in manchen Bibeln zu finden sind, ist: Wenn ihr Inhalt den „Haupt-Büchern“ der Bibel nicht widerspricht, können sie ergänzend gelesen werden. Da in unserem Monatsspruch das zum Ausdruck kommt, was uns andere Bibeltexte auch sagen, können wir es den Worten der Propheten oder der Evangelisten gleichsetzen. Und es sagt uns:

„Wer weise ist, liebt Gott.“ Weises Handeln lässt uns unser Leben gut und richtig gestalten. Was wollen wir mehr! Also – lasst uns Gott lieben! Nur, können wir das „machen“ – Gott lieben?

In einer menschlichen Liebesbeziehung ist es nun manchmal so, dass die Liebe des einen nicht zwangsläufig die Liebe des Gegenübers hervorruft. Das ist seit je her Quelle für viel Schmerz in der Welt. Wie ist das dann mit dem Wort „Gott lieben ist weise“, wenn ich genau das nicht kann? Bin ich dann dumm?

Ich habe immer wieder gehört, dass Lieben auch gelernt werden kann, – wenn wir es wollen. Daran denkt wohl Johannes, wenn er schreibt: … lasst uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt (1. Johannes 4,19).

So ist es uns wohl möglich, Gott lieben zu lernen, wenn wir uns auf die Suche nach den Zeichen seiner Liebe machen. Sie sind von vielerlei Gestalt: Der Gesang der Amsel, die helle Mondnacht, ein erfrischender Sommerregen, ein Lied, das uns anrührt, Menschen an unserer Seite, die Worte der Heiligen Schrift… sie alle haben die Botschaft Gottes an uns: Ich hab dich lieb.

Aber der stärkste Liebesbeweis für uns ist, dass Gott in Jesus zu uns kam und mit uns lebte. Sein Leiden, Sterben und Auferstehen sind Zeichen dafür, dass er nicht einen, nicht eine von uns missen möchte, denn er hat uns gewollt – alle! Wenn wir diese Zeichen der Liebe betrachten und bedenken, dann wird das etwas in uns wachsen lassen – Liebe zu Gott. Sie ist erfahrbar und hofft auf Antwort.

Ihr E. Salewski

Oktober 2022

Liebe Leserin, lieber Leser,

es kommt wieder die Jahreszeit auf uns zu, in der sich die Grautöne mehren. Weniger Sonnenlicht erreicht die Region der Erdkugel, auf der wir uns befinden. Das Wetter tut dann oft noch mit Niesel oder Nebel, mit Kälte und Wind das seinige hinzu. Und dann kommen noch Nachrichten von Krieg, steigenden Strom- und Gaspreisen, Klimawandel – und vielleicht auch noch ganz private Sorgen hinsichtlich Familie und Gesundheit dazu…

Das alles ist nicht gerade geeignet, unsere Stimmung zu heben. Da ist Trost gefragt. Und zwar nicht nur das „Kopf hoch, es wird schon wieder“, oder der Spruch von dem „Lichtlein, das irgendwo her kommt“. Da liegt Friedrich Hölderlin (1770-1843) mit den folgenden Zeilen schon viel näher an wirklichem Trost:

„Wie mit den Lebenszeiten,
so ist es auch mit den Tagen.
Keiner ist uns genug,
keiner ist ganz schön, und jeder hat,
wo nicht seine Plage,
doch seine Unvollkommenheiten.
Aber rechne sie zusammen,
so kommt eine Summe
Freude und Leben heraus.“

Es scheint fast so, als hätte Hölderlin, bevor er diese Zeilen zu Papier brachte, den Spruch dieses Monats gelesen:

„Groß und wunderbar sind deine Taten, Herr und Gott, du Herrscher über die ganze Schöpfung. Gerecht und zuverlässig sind deine Wege, du König der Völker.“ (Offenbarung 15,3)

Das ist ein Liedvers, den Menschen nach vielen schlimmen Erfahrungen singen, die am Ende der Tage vor Gott stehen. Sie rechnen, wie Hölderlin schreibt, zusammen – und was kommt heraus?: Freude und Leben!

Bei allem Zweifel, den manche Erfahrung im Leben aufkommen lässt, Gott ist Herr über die Schöpfung. Hat er doch die Naturgesetze geschaffen, die uns Leben lassen und Leben ermöglichen. Wir sehen es am Wachstum der Pflanzen – die uns immer wieder Nahrung bieten; an der Schwerkraft – die uns auf der Erde hält; an der Vielfalt der Tiere – die unser Herz erfreut und die Natur in „Schwung“ hält; an den Sonnenaufgängen – die uns zeigen, dass die Erde sich dreht und auf diese Weise Leben möglich ist …

„Groß und wunderbar sind Gottes Taten“ – wenn wir genau unsere Welt betrachten – wie sie Gott geschaffen hat – und uns im Staunen üben, dann können wir überall Gottes Spuren in unserer Welt entdecken. Kann das nicht tröstlich sein, wenn sich um uns Vertrautes verändert und uns unser Leben immer fremder zu werden scheint?

„Gerecht und zuverlässig sind Deine Wege“ – zum Glück nicht nach unserer Vorstellung von Gerechtigkeit! Wenn Gott uns nach unseren Taten zumessen würde – wer von uns könnte dann mit den Menschen am Ende der Tage dieses Lied singen?

Für ihn ist – Gott sei es gedankt – nicht unser Tun Maßstab, sondern unser Vertrauen in ihn. Unser Vertrauen, dass Gott selbst durch das Opfer Jesu unsere Fehler beglichen hat.

Das ist Gottes Gerechtigkeit – jeder Mensch kann vertrauen, ganz gleich wie gut oder schlecht er ist. Und dieses Vertrauen ist unser Weg zu ihm – am Ende der Tage. Es ist der Weg zu Freude und Leben. … Ist das nicht tröstlich?

Ihr E. Salewski

November 2022

Liebe Leserin, lieber Leser,

ist Ihnen schon einmal aufgefallen, welch unterschiedliche Bibelworte es gibt? Da bringen Menschen ihr Lob und ihren Dank Gott gegenüber zum Ausdruck oder klagen ihm ihr Leid und ihren Schmerz. Oder wir lesen Worte des Trostes und Segens – Zusagen der Nähe Gottes. Diese geben uns Halt und Zuversicht in schweren Lebenslagen. Wir lesen Gebote oder erfahren, wie Gott handelt durch die Jahrtausende hindurch.

Und dann stoßen wir auf so unbequeme Bibelstellen wie unseren Monatsspruch. Da würden wir gerne darüber hinweglesen und die Worte einfach ignorieren. Dieser Vers steht in einer Aufzählung von Gerichtsworten, die Jesaja dem Volk Gottes verkündigen musste. „Wehe denen …“ – so beginnen sie alle und sprechen ganz unterschiedliche Bereiche unseres Lebens an. Diese Worte sollen uns zum Nachdenken bringen. So auch der Monatsspruch: „Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!“ (Jes. 5,20)

Gott will uns hier sagen: Es wird uns nicht guttun, wenn wir Werte verdrehen oder gar umkehren – aus welchem Grund auch immer. Sei es aus Bequemlichkeit, weil man das heute vielleicht nicht mehr so sehen kann oder weil es schlicht und einfach nicht zu unserer Lebenswirklichkeit passt. Das wird nicht gut ausgehen für uns, wenn wir Gottes Wort verdrehen nach unseren Wünschen und Vorstellungen. Damit bewegen wir uns weg von Gott und von seinem Segen.

Es sind harte Worte, die der Prophet hier ausspricht. Wenn wir darüber nachdenken, fallen uns sicher etliche Beispiele aus dem Alltag ein. Fake News zum Beispiel; wenn jemand beschimpft oder bedroht wird und dies mit Meinungsfreiheit begründet wird; wenn der Zweck die Mittel heiligt …

Uns werden hier die Augen geöffnet über den Zustand unserer Gesellschaft und merken, wenn wir ehrlich sind: Das trifft auch mich!

Aber wir dürfen hinter diesem Gerichtswort auch das Werben Gottes und seine Liebe zu uns sehen. Er will uns zur Umkehr rufen, uns auf den richtigen Weg bringen, uns eine Richtschnur für ein Leben in seiner Nähe geben. Wir dürfen unser Versagen bekennen und mit der Bitte um Vergebung zu ihm kommen. Und wo Schuld ausgeräumt wird, geschieht Erneuerung in unserem Leben. Wir dürfen wieder aufatmen.

Die Gedenktage im November erinnern uns daran und sind Denkanstöße, unser Leben im Licht Gottes zu betrachten. Sie wollen uns neu sagen: Vergebung und Umkehr sind möglich und wichtig.

Ich mache Ihnen Mut, sich darauf einzulassen. Dann darf unser Leben Gottes Liebe widerspiegeln und unser Denken, Reden und Handeln bestimmen.

Herzlich grüßt Sie                                                                               Angelika Mischinger

Dezember 2022

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn der Ewigkeits- oder Totensonntag vorüber ist, richtet sich unser Blick ca. 5 Wochen nach vorn und wir stimmen uns auf Weihnachten ein. Weihnachtsmärkte konnten „mit Müh und Not“ gerade besagten Sonntag noch abwarten. Die Angebote in den Supermärkten sind ohnehin schon seit Oktober auf Weihnachten ausgerichtet. Adventskalender zählen die Tage bis zum 24.12. Es bleibt uns gar nichts weiter übrig, als diesem Druck nachzugeben und spätestens ab Anfang Dezember in der Adventszeit Weihnachten schon „anzufeiern“. Warum sollten wir auch nicht schon jetzt den Weihnachtsbaum in die Stube stellen? Weihnachtslieder drängen sich mehr und mehr in das Programm der Radiosender, da dürfen Stollen und Pfefferkuchen nicht fehlen…

Advent wird, auch von Christen, immer mehr als Vorbereitung auf die Feier eines Ereignisses betrachtet, das vor mehr als 2000 Jahren geschehen ist – die Christgeburt.

Dabei ist das nur ein Teil dessen, was Advent bedeutet.

Advent kommt aus der lateinischen Sprache und heißt „Ankunft“. Wir bedenken erst am vierten Adventssonntag in den Gottesdiensten, was die Geburt des Gottessohnes Jesus für uns bedeutet.

Das Kirchenjahr aber beginnt am ersten Advent und zwar mit einem Blick in die Zukunft – die freilich erst möglich wird, weil es eine Vergangenheit gibt, die wir zu Weihnachten feiern.

Mindestens im ersten Teil der Adventszeit geht es um die Hoffnung, die wir seit Geburt, Wirken, Sterben und Auferstehen Jesu für unsere Welt haben können. Unser Monatsspruch weist darauf hin, dass Gott Gedanken des Friedens für die Schöpfung und uns Menschen hat. So darf Jesaja schon seit dem achten Jahrhundert vor Christus dem Volk Gottes verkündigen:

Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Panther liegt beim Böcklein, Kalb und Löwe weiden zusammen, ein kleiner Junge leitet sie. (Jes.11,6)

Das sind Bilder des Friedens und wir deuten sie so, dass sie auf das Reich Gottes hinweisen. In der Bibel wird uns an einigen Stellen davon erzählt. Jesus hat häufig davon gesprochen. Es wird eine Welt sein, wo Gott, Schöpfung und Mensch in Liebe einträchtig beieinander sein werden. Eine Welt ohne Leid und Tod. Wir können sie uns schwer vorstellen, deshalb erzählen uns die Propheten und Jesus davon in Bildern (wie z.B. in unserem Monatsspruch). Wir Christen glauben, dass mit Jesus Christus das Reich Gottes sich in unserer Welt auszubreiten beginnt. Eines Tages wird er wiederkommen, seine zweite Ankunft haben und jeden von uns fragen, ob wir Gott und unsere Nächsten geliebt haben. Das wird dann ein Kriterium für den Zugang zum Reich Gottes sein, das dann alles umspannen wird. Daran will uns der erste Teil der Adventszeit erinnern und mahnen. Das sollen wir nicht vergessen. Und wo wir hinsichtlich der Frage des Weltenrichters unser Versagen eingestehen müssen, dann kann Weihnachten noch die Tür in Gottes friedliches Reich öffnen! Denn der Junge, der Löwe und Kalb miteinander leitet, an dessen Geburt wir zu Weihnachten denken, hat mit seinem Leben am Kreuz für unser Versagen bezahlt. Aber das, das müssen wir wenigstens für uns angenommen und in Anspruch genommen haben. Daran soll uns die Adventszeit auch erinnern.

Ihr E. Salewski