Archiv 2012

2012

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Dezember 2012
Liebe Leserinnen und Leser!
Die dunkle Zeit des Jahres ist für manche Menschen ein Problem. Die Dunkelheit der langen Nacht legt sich nach und nach auf die Seele und beginnt sich im ganzen Menschen auszubreiten. Die Folge ist Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Angst … „Winterdepression“ nennt man das.
Im übertragenen Sinne können wir ähnliches auch mit anderen Dunkelheiten unseres Alltags erleben: der Tod Angehöriger oder Freunde; die Trennung von Partnern; schwere Krankheiten oder Erlebnisse, Zukunftsangst haben eine ähnliche Auswirkung. Bei Winterdepression hilft „Lichttherapie“, so sagen es Heilkundige und Betroffene. Diese Therapie hat ganz schlicht den Aufenthalt in taghell erleuchteten Räumen zur Grundlage und hilft tatsächlich. Lässt sich das auch auf die anderen Dunkelheiten unseres Lebens übertragen?
Eine kleine Geschichte erzählt von einem Weisen, in dessen Fenster stets eine Kerze brannte, deren Licht niemals verlöschen könnte, so sagte man. Zu diesem Mann kamen immer wieder Menschen, in deren Leben es finster geworden war. Auch ein alter Mann war unter ihnen, der vor einiger Zeit durch den Tod seine Frau verloren hatte. „Ich komme zu dir, um deine Hilfe zu erbitten“, sagte er. „Mein Herz ist voller Traurigkeit. Ich habe die Freude verloren und in mir ist es finster. Gib mir von deinem Licht, vielleicht kann es mein Leben wieder heller machen!“ „Ich kann dir von meinem Licht geben“, sprach der Weise, „aber höre: Dieses Licht ist nur der Abglanz des Lichtes, das in dir brennt. Du musst lernen, dieses innere Licht in dir wieder zu entdecken. Geh nach Hause und betrachte es so oft du kannst.“ So tat der Mann. Im Betrachten der Kerze kamen ihm viele Gedanken. Manchmal wurde er noch trauriger. Aber manchmal wurde er auch getröstet und froh. Eines Tages saß er wieder vor der Kerze und hing seinen Gedanken nach, da war es ihm, als ob er eine Stimme hörte: „Fürchte dich nicht. Habe Mut. Ich bin bei dir. Auch für dich wird alles gut!“ Diese Worte veränderten sein Leben. Sie klangen immer wieder in ihm auf. Er hatte Freude und Frieden gefunden. Als die Kerze des Weisen auf seinem Tisch heruntergebrannt war, wusste er, dass er sie nicht mehr brauchte. Das Licht brannte ja in seinem Herzen.
Wenn Jesaja den Kindern Israels zuruft:
„Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir“ (Jes. 60,1), so tut er nichts anderes, als der Weise in unserer Geschichte.
Er erinnert daran: Es kann in deinem Leben hell werden, wenn du das Licht Gottes in deine Finsternis scheinen lässt. Wenn du Gott dein Herz öffnest. Er kann mit seinem Licht – mit seinem Wort, mit seiner Gegenwart, mit seiner Kraft – die Finsternis vertreiben, die sich in uns ausgebreitet hat. Er kann das Licht wieder aufleuchten lassen, das er bei unserer Geburt in unserem Herzen entfacht hat.
Die Geschichte von der Geburt Jesu – die Weihnachtsgeschichte – ist das beste Beispiel dafür, dass Gottes „Lichttherapie“ tatsächlich hilft. Wie lässt sich sonst die volle Kirche Heilig Abend erklären? Ab 1. Weihnachtsfeiertag kommt es allerdings nun darauf an, das Leben, Sterben und Auferstehen dieses Kindes zu betrachten, der von sich später gesagt hat: „Ich bin das Licht der Welt“ – damit die Finsternis uns nicht wieder ängstet. Dieses Licht verlischt im Gegensatz zu der Kerze des Weisen nie. Wir können unser Leben durch seine Betrachtung immer neu erleuchten lassen – und das nicht nur in der und Advents- und Weihnachtszeit.

Ihr E. Salewski

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November 2012
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Wenn ich ein Haus bauen möchte, dann werde ich doch sehr genau überlegen, welcher Typ es sein und wann es gebaut werden soll; welche Firma ich nehme, wie die Innengestaltung sein und mit welchem Material alles ausgeführt werden soll. Oder? Und warum ist mir das alles so wichtig?
Weil mich der Bau viel Kraft und Zeit kosten und die Finanzierung lange Jahre belasten wird; weil mir das Haus auch in 10 Jahren noch gefallen und weil alles sinnvoll und handhabbar sein soll.
Sie können sich nun sicher die Enttäuschung, den Ärger, ja die Trauer eines Bauherrn vorstellen, wenn sich nach aller Vorbereitung und Mühe bald nach dem Einzug herausstellt, dass das Material nichts taugt, das verwendet wurde. Dass die Wände Risse bekommen; dass das verbaute Holz noch weiter schrumpft und der Putz zerbröselt; dass die Feuchtigkeit in den Wänden hochsteigt und die Dachziegel nach dem ersten Winter zu bröckeln beginnen… – dass das Haus, in dem Sie wohnen wollen, in das Sie viel investiert haben für Sie als Heim einfach nicht taugt?!
Paulus erinnert mit unserem Monatsspruch die Gemeinde in Korinth daran, dass sich Gott die Gemeinschaft der Glaubenden als Wohnstatt ausgesucht hat. „Wir sind der Tempel des lebendigen Gottes.“ 2.Kor.6,16
Die Gemeinde in Korinth, ja, die Gemeinden sind das Haus, in dem Gott wohnen möchte.
Die Juden lebten Jahrhunderte lang mit der Gewissheit im Herzen, dass Gott ihnen im Tempel von Jerusalem näher war als an sonst einem Ort auf der Erde. Sie lebten in der Gewissheit: Gott wohnt im Tempel bei uns. Paulus aber sagt: Gott hat sich eine andere Wohnung ausgesucht. Er möchte mitten unter uns wohnen.
Und das bedeutet, wir sind das „Material“, aus dem unser Herr sich seine Wohnung, sein Haus errichtet. Und er möchte sich über dieses Haus so freuen können, wie jeder andere Bauherr auch.
Was für eine Aufgabe an alle Christen durch die Jahrhunderte! Gutes Material zu sein für Gottes Wohnung. Und dann ist jeder/jede von uns gefordert, seine Aufgabe zu entdecken. Gehöre ich zum Mörtel, der die Steine miteinander verbindet? Oder bin ich einer der Steine? Bin ich Leuchter oder Dachziegel, Fenster, Tür oder Kirchenbank? Und was heißt das nun konkret für mich? Durch Fenster kommt Licht in das Gebäude und andere sehen, dass Leben darin ist. Was also ist für mich als Fenster zu tun? Als Mörtel, als Stein…
Wenn jede/jeder das von uns herausgefunden hat, dann ist die nächste Aufgabe zu entdecken, wie wir diesen Platz mit Qualität ausfüllen. Dazu muss ich wissen: Ich bin nötig, damit das Haus eine gute und würdige Wohnung Gottes ist und mein Dasein bekommt dadurch einen unschätzbaren Wert. Dazu muss ich wissen: Aus dem Wort Gottes, aus Predigt, Gebet und durch das Miteinander erfahre ich, was ER von mir als Mörtel, Fenster, Leuchter… erwartet. Und ich muss wissen, dass ich Qualität nicht allein durch meine Bemühung bekomme, sondern dadurch, dass Gott mir diese Qualität durch seinen Heiligen Geist geben will.
Also – auf geht’s, machen wir unserem Bauherrn Freude und suchen unseren Platz in seinem Haus, und geben wir uns Mühe, dass er mit Freude darin wohnt.

Ihr Ekkehard Salewski

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Oktober 2012
Liebe Leserin, lieber Leser!
Der Monatsspruch für den Oktober 2012 entstammt den Klageliedern des Propheten Jeremia.
Dort sind seine Klagen und Gebete angesichts der Zerstörung Jerusalems überliefert. Nach mehr als fünfzig Versen des Klagens kann dieser Mann Gottes auf eine innere Stimme hören. Sein Anklagen erfährt einen Schwenk. Spricht er noch im 3. Kapitel Vers 19: „Gedenke doch, wie ich so elend und verlassen, mit Wermut und Bitterkeit getränkt bin!“ So heißt es danach: „Du wirst ja daran gedenken, denn meine Seele sagt mir’s. Darum hoffe ich noch: Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. Der Herr ist mein Teil, darum will ich auf ihn hoffen. Denn der Herr ist freundlich dem, der auf ihn harrt, und dem Menschen, der nach ihm fragt. (3. Kapitel, Vers 25)
Nachdem ich die vorherigen Kapitel der Klagelieder gelesen hatte und mich auch mit der Biographie des Jeremia beschäftigte, ist es für mich schon erstaunlich, wie dieser Mensch wieder zu hoffen be-ginnt und sogar zu Worten findet, wie: „Es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen.“ (3. Kapitel, Vers 26) Hängt es vielleicht damit zusammen, dass er zunächst alle Last mit seinem Klagen zu Gott bringt, also förmlich ablädt? Er bleibt nicht im Seufzen hängen, sondern bricht zu neuem Vertrauen auf die Güte und Treue Gottes durch. Er rettet sich, sinnbildlich gespro-chen, auf sicheres Terrain, wenn er sich daran erinnern lässt, „dass Gott nicht für immer verwirft, sondern Gedanken des Heils und der Erziehung mit uns hat.“ (Hans Bruns) Ich habe den Eindruck, nach seinen Klagegebeten erfährt Jeremia echte Entlastung. Er kann auf seine innere Stimme hören und der Blick nach oben wird frei.
Bei den Worten Harren und Hoffen werden einige bestimmt auch an eine landläufige Redensart erin-nert, wo es heißt: „Durch Hoffen und Harren wird mancher zum Narren.“
Wenn mir jemand mit dieser Weisheit kommt, werde ich wahrscheinlich entgegnen: „Ich bin Christi Narr, und wessen Narr bist du?“
Der Apostel Paulus sieht sich und seine Mitstreiter als „Narren Christi“, als er gegen die Überheblich-keit der Korinther angeht. (1. Brief an die Gemeinde in Korinth, Kap. 4, Vers 10)
Es kommt halt darauf an, auf wen oder was ein Mensch hofft und wessen man harrt.
Darum ist es ratsam, unseren Monatsspruch mit der richtigen Betonung zu buchstabieren. Nämlich:
„Der Herr ist freundlich dem, der auf ihn harrt und dem Menschen, der nach ihm fragt.“
Bei der Vokabel Harren kommt mir der beeindruckende Gesang in einer Kantate in den Sinn. Dort ist es dem Komponisten bei der Vertonung der Texte aus Psalm 42 bzw. 43 auf geniale Weise gelungen, genau das Gegenteil von dem zu verdeutlichen, was der Volksmund mit dem „zum Narren machen“ bewirken will. Mächtig gewaltig singt dort der Chor wiederholt: „HARRE AUF GOTT!“.
Das kann und will uns Christenmenschen zu fröhlicher Gelassenheit im Alltag verhelfen.
Für mich bedeutet dieses Harren, ganz fest mit der Gegenwart Gottes zu rechnen, seine Möglichkeiten in das tägliche Leben einzubeziehen.
Lassen Sie sich, liebe Leserin und lieber Leser, durch den Monatsspruch an die Menschenfreundlich-keit unseres Gottes erinnern. Seine Güte ist alle Tage neu.

Mit lieben Grüßen bin ich Ihr Gottfried Seidel vom Bahnhof.

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September 2012
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Der Prophet Jeremia hatte dem Volk Israel eine Menge Unbequemes zu verkündigen – im Gegensatz zu vielen anderen Propheten seiner Tage, denen er auch noch sagen musste, dass sie falsche Propheten seien. Diese redeten dem Volk nach dem Mund; sie hatten nur gute Nachrichten von einem „lieben Gott“ und eine „alles wird gut“-Botschaft.
Jeremia dagegen hatte Gericht anzusagen, Gottes Gericht über sein Volk Israel, das ihm wieder einmal den Rücken gekehrt hatte. Gott wollte nicht Fünfe grade sein lassen! Und er musste das Gottesbild des Volkes zurecht rücken: Gott ist nicht nur ein Gott, der uns nahe ist; der zu unserer Verfügung steht; der unsere Wünsche erfüllt; der zu allem Ja und Amen sagt; den wir zu kennen meinen. Nein, im Gegenteil: Er ist auch ein unnahbarer Gott, der sich von seinem Volk distanziert; der Herrscher und Richter ist; der zu Buße und Umkehr aufruft. Diese Botschaft war und ist bis heute unbequem.
Auch die Menschen der Bibel lebten mit dieser Spannung. Viele Psalmbeter erlebten Gott einmal nah und einmal als fernen Gott. Und wie erging es Jesus, als er am Kreuz für uns litt und starb? Er schrie zum Vater: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Er kannte die Nähe seines Vaters im Himmel und musste nun im tiefsten Schmerz auch diese Ferne aushalten.
Wie ergeht es uns beim Nachdenken über dieses Bibelwort? Wie erleben wir Gott – nah oder fern? Mit diesem Gegensatz müssen wir in unserem Glauben leben. Wenn wir begriffen haben, dass Gottes Gnade uns vom Gericht errettet, wird sie um so wertvoller für uns. Wenn wir Gott als fernen Gott erleben, ist er keinesfalls abwesend. Aber vielleicht haben wir uns wie das Volk Israel zur Zeit Jeremias von ihm abgewandt, ihm den Rücken gekehrt? Er bleibt uns trotzdem zugewandt und ist immer nur ein Gebet von uns entfernt. Und gerade darin zeigt sich Gottes Liebe zu uns, dass er uns zu Buße und Umkehr ruft und uns wieder in seiner Nähe haben möchte.
Beim Nachdenken über den Monatsspruch fiel mir eine Geschichte ein, die ich vor einiger Zeit gelesen hatte. Eine junge Frau aus einer Gruppe junger Erwachsener mit Down-Syndrom hatte schreckliche Angst vor Regen und geriet schon beim Anblick von Wolken in Panik. Sie fürchtete, sie könnte sich im Regen auflösen. Ein junger Mann aus dieser Gruppe kümmerte sich rührend um sie und lieh ihr immer seine Jacke und einen Regenschirm. Immer wieder wies er sie darauf hin, dass doch hinter den Wolken trotzdem die Sonne scheint. Doch sie wollte das nicht recht glauben. Eines Tages machten sie eine Reise mit dem Flugzeug. Sie starteten bei bedecktem Wetter und als das Flugzeug durch die Wolkendecke flog, war plötzlich strahlender Sonnenschein und sie fühlte sich wohl und war überglücklich.
So erleben wir Gott manchmal – als wäre er hinter Wolken verschwunden. Und dann brechen wir im Gebet zu ihm durch und erleben befreiend und froh machend: Er ist uns wieder nah und wir dürfen seine Nähe, nach der wir uns gesehnt haben, auch wieder spüren und erfahren.
Lassen Sie uns diese Sehnsucht nach Gottes Nähe nicht verlieren – er hat uns im Blick, auch wenn er uns fern scheint.
Ich wünsche Ihnen ein gutes Nachdenken.

Angelika Mischinger

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Juli/August 2012
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Wenn schöne Musik im Radio kommt oder eine interessante Sendung im Fernsehen, dann stellen wir das Gerät lauter, damit wir alles gut hören. Das tun wir, ohne groß darüber nachzudenken. Wenn jemand uns etwas Wichtiges erzählt, dann werden wir dafür Sorge tragen, dass niemand „dazwischenquatscht“, damit wir alles verstehen – auch das bedarf keiner großen Überlegung. Nicht ganz so selbstverständlich, aber immer öfter lassen sich Menschen ein Hörgerät anfertigen, wenn die Ohren beginnen ihren Dienst zu versagen.
Das ist alles ganz normal, denn hören bedeutet verstehen, sich verständigen und Anteil haben am Leben – hören heißt Gemeinschaft haben.
Es liegt also in unserem ureigensten Interesse, wenn wir alles, was in unserer Macht steht, dafür tun, dass wir hören können, was für unsere Ohren bestimmt ist.
Genau das hat Jesus im Blick, wenn er sagt: „Mit welchem Maß ihr messt, wird man euch wieder messen“. Mk. 4,24
Vielleicht fragen Sie sich jetzt: Was hat das mit Hören zu tun? Geht das nicht eher in die Richtung der Worte Jesu „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet?“
Wir können den Satz tatsächlich auch in diesem Sinne verstehen. Jesus geht es aber in dem Text, in den unser Monatsspruch eingebettet ist, um das Hören auf Gottes Wort.
Und so hat der Bibelvers folgende Botschaft für uns:
Höre nicht nur halb hin bei dem, was Jesus dir für dein Leben sagen will. Lass dich durch andere Botschaften nicht von Jesu Wort ablenken. Schalte beim Hören von Gottes Wort nicht schon eher ab, weil du dir in Gedanken bereits überlegst, was du antworten willst. Wenn du dich nämlich so verhältst, werden dich nur halbe Botschaften und Worte Gottes erreichen, die du nicht verstehst. Denn in dem Maße, wie wir Gottes Wort beachten, wird uns Erkenntnis und Erfahrung mit seinem Wort zugemessen. Das heißt, wir berauben uns wesentlicher geistlicher Nahrung, denn „der Mensch lebt von einem jeden Wort, das aus dem Munde Gottes geht.“
Warum also sollten wir mit Gottes Wort anders verfahren als mit Johann Sebastian Bachs Werken oder mit „Yesterday“ von den Beatles? Warum sollten wir ihnen weniger Beachtung schenken als einem guten Rat eines vertrauten Freundes? Und warum sollten wir keine Hilfsmittel benutzen, wenn wir merken, wir verstehen nicht alles, was da gesagt wird? Mir fallen da keine Gründe ein.
Also – messen wir dem Wort Gottes so viel Aufmerksamkeit bei, wie es geht, dann werden wir gestärkt, ermutigt und getröstet. Am besten geht das, wenn wir es uns zusprechen lassen im Gottesdienst, in den Gruppen, im Radio und im Fernsehen; beim Lesen in der Bibel und im Gebet. Und dann lassen Sie sich überraschen, was Sie alles von Gott erfahren.

Ihr E. Salewski

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Juni 2012

Liebe Leserin! Lieber Leser!
Kennen Sie solche Gedanken?:
Das hab´ ich mir alles verdient: Gesundheit – weil ich mich ausreichend bewege, zum Arzt gehe und mich gesund ernähre; Wohlstand – weil ich fleißig bin und die Arbeit nicht scheue; Achtung – weil ich andere vernünftig behandle und mich anständig benehme; Anerkennung – weil ich nicht nur auf mich schaue und auf die Uhr; Frieden – weil ich auch einstecke, wo ich nicht ausgeteilt habe; Liebe – weil ich mich bemühe liebenswert und aufmerksam zu sein; Freunde – weil ich anrufe und mir Zeit für andere nehme…
Und das habe ich auf keinen Fall verdient: Krankheit – siehe oben; Armut – siehe oben; Mißachtung – siehe oben; Gleichgültigkeit – siehe oben; Unfrieden – siehe oben; Hass – siehe oben; Einsamkeit – siehe oben…
Jeder von uns ist der Mittelpunkt einer kleinen Welt – unserer Welt. Und diese gestalten wir so, wie wir es uns vorstellen und wie wir dazu in der Lage sind. So ist unsere Meinung, so ist unser Bemühen, so leben alle um uns herum und so zeigen es Film und Fernsehen.
Die Frage allerdings ist: Stimmt diese Sicht? Ist die Welt so? Haben wir wirklich all das verdient und steht uns das auch alles wirklich zu, wenn wir uns nur entsprechend verhalten?
Sie merken an meinen Fragen schon, dass man das auch anders sehen kann!
So schreibt Paulus in seinem Brief an die Korinther:„Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ 1. Kor.15, 10
Wenn wir so das Leben betrachten, bricht zwar unsere kleine Welt, die wir uns aufgebaut haben, auf. Wir geben ja nun dem Wirken Gottes Raum, der wahrlich nicht in eine solch kleine „Kugel“ hineinpasst. Unser Weltbild aber wird auf heilsame Weise zurechtgerückt. Denn es ist ja doch nicht so, dass wir alles bekommen, was wir verdienen. Wieso wird sonst jemand krank, der alles beachtet und wieso bleibt der vom Krebs verschont, der raucht? Wieso ist jemand arm, der fleißig ist und wieso schwimmt jemand in Geld, der wahrlich nicht viel dafür tut…?
Wenn wir also unser Leben, wenn wir alle Möglichkeiten, die das Leben uns bietet, als Gabe Gottes ansehen, dann ändert sich der Blick auf die Welt. Dann ändern sich auch nach und nach unsere Einstellung und unser Leben. Dann steht uns nichts zu. Nicht Geld, nicht Gesundheit, nicht Achtung … Dann dürfen wir uns über Gottes Gnade freuen, dann ist alles Geschenk. Dann entdecken wir viel eher, was uns Gott anstelle der einen oder anderen Gabe gegeben hat. Diese Erkenntnis des Paulus ist keine Theorie. Er hat diese Sicht im Laufe seines Lebens gelernt. Wenn wir seine Briefe und die Apostelgeschichte lesen, dann erfahren wir einiges über ihn. Er war: – ein kluger Kopf, – krank, – von seiner Gestalt nicht besonders beeindruckend, – in seinen Reden nicht leicht zu verstehen. Er musste sein Weltbild total auf den Kopf stellen. Er erfuhr viel Ablehnung, aber auch Segen… Er war ein ganz normaler Mensch, der aber gelernt hat, alles aus Gottes Hand zu nehmen. So konnte er sich an Gutem freuen und Verlust und Mangel nicht als Niederlage, sondern als Gottes besonderen Weg mit ihm sehen.
Was Paulus erkannte, gilt auch uns: Durch Gottes Gnade sind wir, was wir sind.
Versuchen Sie doch einmal in den nächsten Tagen, diesem Gedanken Platz in ihrem Leben zu machen. Sehen Sie ihr Gut und Ihre Freunde als Gnade Gottes. Was ändert sich dadurch? (Fangen Sie nicht mit dem wahrscheinlich Schwersten, mit Gesundheit an. Dazu braucht es die Übung mit den anderen Gaben.)

Ihr E. Salewski


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Mai 2012
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Monatsspruch für den Monat Mai nimmt uns mitten hinein in das Leben der ersten Christengemeinden. Dort gab es Menschen, die es mit ihrem Glauben sehr, sehr genau nahmen. Die sich selbst Regeln auferlegten, die recht streng waren und die meinten, alle anderen hätten sich auch an diese Regeln zu halten. Sie forderten Ehelosigkeit und das Einhalten strenger Speiseordnungen.
In diese Situation hinein schreibt Paulus an seinen Schüler Timotheus als Mahnung und zur Erinnerung: „Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird.“ Paulus weist darauf hin, dass die Schöpfung Gottes gut ist (so wird es uns auch auf den ersten Seiten der Bibel berichtet) und dass wir uns über Gottes gute Gaben freuen und sie genießen dürfen.
Für Paulus, der selbst aus freien Stücken ehelos lebte, war Sexualität ein Geschenk Gottes, an dem wir uns im Rahmen der Ordnungen Gottes erfreuen dürfen. – Wann haben wir Gott das letzte Mal dafür gedankt?
Der zweite Punkt, auf den Paulus eingeht, ist das Verbot bestimmter Speisen. Er verweist darauf, dass nichts verwerflich ist, was wir dankbar aus Gottes Hand nehmen. In seinen Worten klingt die von ihm an anderer Stelle genannte „Freiheit der Christen“ an. Darf ich das, was ich für mich als richtig erkannt habe, anderen überstülpen? Sicher ist es manchmal gut, aus gesundheitlichen Gründen auf das eine oder andere zu verzichten. Doch darf ich das auch anderen vorschreiben? Es würde uns gut tun, einmal über diese Frage nachzudenken.
Einen anderen Aspekt aus unserem Monatsspruch möchte ich noch aufgreifen: die Dankbarkeit. Sind wir Gott dankbar für die Wunder seiner Schöpfung? Gerade jetzt im Frühjahr können wir darüber ins Staunen kommen. Sehen wir die Gaben Gottes noch oder sind sie für uns selbstverständlich? Hat die Dankbarkeit einen Platz in unserem Leben? Oder leben wir wie die Familie des kleinen Fritz? Da war ein Schulkamerad zu Besuch und fragte: „Betet ihr denn nicht vor dem Essen?“ Fritz antwortete: „Wir müssen nicht beten. Meine Mutter kann kochen.“
Vertrauen wir auf unsere eigene Tüchtigkeit oder sehen wir auch unsere Begabungen, unser Können als gute Gaben Gottes, die uns dankbar machen?
Wenn wir danken, werden wir erleben, wie sich unser Blickwinkel verändert – wir lernen die Welt mit Gottes Augen zu sehen. Und unser Leben kann eine neue Ausrichtung bekommen. Vielleicht ergeht es uns dann wie jenem Mann in einer kleinen Geschichte, die ich kürzlich las:
Eine Erzieherin in einem Kindergarten hatte mit den Kindern über das Beten gesprochen. Ein Mädchen sagte: „Das finde ich gut. Wenn mein Papa mir abends Gute Nacht sagt, werde ich ihn bitten, mit mir zu beten.“ Ein paar Wochen später kam dieser Vater zu der Erzieherin und erzählte: „Durch das Beten hat sich mein Leben verändert. Jetzt überlege ich den ganzen Tag, wofür ich abends danken kann. Das gibt mir einen ganz anderen Blick auf die Menschen um mich herum.“
Lassen Sie uns Menschen sein, die Gott dankbar sind für all das Gute, das er geschaffen hat und das er in unserem Leben tut.

Angelika Mischinger



Vielleicht nehmen Sie einmal Ihr Gesangbuch zur Hand und kommen mit Paul Gerhardt ins Staunen und Danken über Gottes gute Schöpfung (Nr. 503: Geh aus, mein Herz, und suche Freud …).

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April 2012
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Monat April beginnt in diesem Jahr mit dem Palmsonntag. Die christliche Gemeinde wird an diesem letzten Sonntag in der Passionszeit an den gefeierten Einzug Jesu in Jerusalem erinnert. Den Bezug zum Evangelium des 1. Advent hat Johann Sebastian Bach in der Kantate „Schwingt freudig euch empor“ (BWV 36) hergestellt. Der Thomanerchor Leipzig, dessen 800. Geburtstag im März dieses Jahres gefeiert wurde, sang diese Kantate am 19.12.2009. Der ehemalige Pfarrer der Nicolaikirche Leipzig, Christian Führer, setzte die Kantate und ihre Geschichte in Beziehung zur Gegenwart. Er schrieb unter anderem: „Die freudig wogende Menge der Menschen mit Palmenzweigen, die ihr „Hosianna, …“ anstimmen, wird in der Musik hörbar. … Dass der König der Ehren auf einem Esel ankommt, nicht standesgemäß, aber jesusgemäß, zwingt zum Nachdenken, Innehalten. Versteht, was ihr seht. „Es naht sich selbst zu euch der Herr der Herrlichkeit. … Der Choral „Nun komm der Heiden Heiland“ fügt sich an. Choraltext von Martin Luther, Vertonung von Bach. Die zwei herausragendsten Persönlichkeiten der protestantischen Kirche vereint, die Ankunft Jesu zu erbitten und zu vertiefen. Im Teil 2 wird das Motiv des Ankommens, des Einzugs Jesu ins Herz weitergeführt. Aus der Geschichte wird Gegenwart. Von Bethlehem über Jerusalem und über mehr als 2000 Jahre hinweg kommt Jesus in mein Herz. Keine Zeit kann ihn festhalten. Kein System kann ihm die Einreise verweigern. In seinem Lauf halten ihn weder Marx noch Lenin, weder Bank noch Börse auf. „Zieh bei mir ein!“ Doch gerade da wird es bei uns Menschen problematisch. Im Choral „Der du bist dem Vater gleich“ kommt der brutale Realismus ungeschönt zu Wort. Das kranke Fleisch, das kalte Herz, die aus dem Ruder gelaufene Welt hat keinen Platz für Jesus. Mit „kein Raum in der Herberge“ fing es an. Mit dem Gewohnheitsatheismus, dem Relikt aus zwei Weltanschauungsdiktaturen, und dem Wohlstandsatheismus der Gegenwart wird Jesus heute der Platz in den Herzen streitig gemacht. … Ist doch Jesus anders als gedacht, gekommen als der Heiland der Heiden, damals wie heute: Er stellt sich zur Ehebrecherin, als sich alle von ihr distanzierten; er kehrte bei dem Zöllner ein, als sich alle über ihn empörten; er vergab dem Petrus, als er sich selbst verdammte; er versprach dem Verbrecher am Kreuz das Himmelreich, als alle ihm die Hölle wünschten; er heilte die Kranken, die schon von den anderen aufgegeben waren. Bei diesem haben gerade auch die Ungeeigneten, die Unwürdigen, die Schuldigen eine Chance, … der Geist Jesu hilft aller Schwachheit auf. … Im Schlusschoral kommt es vorwegnehmend zum Ziel, was der ganzen Welt verheißen ist. Allen Widerständen, allen Fehlentwicklungen, allen Irrungen und Wirrungen zum Trotz wird die Menschheit eins, eins im vielstimmigen Chor der Befreiten und Geheilten und Erlösten: „Lob sei Gott dem Vater tan, / lob sei Gott sein’m eingen Sohn, / lob sei Gott dem Heilgen Geist / immer und in Ewigkeit“. Der gewaltige Schlusschoral öffnet die Seele und schwingt freudig den Hörer empor, empor zu dem, der da ist, und der da war und der da kommt.“ Soviel von Pfarrer em. Christian Führer.
Nach Palmarum folgt die Karwoche. Jesus kommt dem Kreuz immer näher. Auf dem Weg dahin ist er elender Schmach und schlimmsten Erniedrigungen ausgesetzt. Nach erfahrener Gottverlassenheit am Kreuz steht Gott aber zu seinem Sohne, erweckt ihn aus den Toten und erkennt somit sein Opfer „uns zu gut“ an. Als Auferstandener trifft er seine Jünger und muss sie zunächst „schelten wegen ihres Unglaubens und ihres Herzens Härte, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten als Auferstandenen“. (Markus-Evangelium 16,14) Einen Vers danach steht der Monatsspruch für den April. Dort können wir lesen, wie er diese „ungläubigen und hartherzigen“ Männer beauftragt: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!“ Sie gingen – und trotz oder wegen ihrer Schwachheit wird heute noch – rund um den Erdball – die Gute Nachricht von Jesus Christus verkündigt. Weitergesagt von den einfachen Leuten, auch Eisenbahnern, Sängerinnen und Sängern in den Kirchenchören bis hin zu studierten Frauen und Männern.
Das Evangelium ist die Botschaft der Hoffnung für den Einzelnen und die ganze Welt. Dank dieser Botschaft bleibt es nicht dunkel über denen, die in Angst sind. Das kann ich bezeugen.

Gottfried Seidel

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März 2012
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Stellen Sie sich bitte folgende Situation vor: Im Briefkasten finden Eltern die Mitteilung:
„Wollen Sie Ihren Sohn lebend wiedersehen? Dann sollte Ihnen das ein Lösegeld von 500.000 € wert sein!“
Solche Zeilen treffen Eltern ins Herz. Entsetzen über so viel kriminelle Energie, die sich gegen sie richtet, wird sie erfüllen. Bange Fragen werden ihnen keine Ruhe mehr geben:
„Werden die Verbrecher Wort halten? Werden wir unseren Sohn wiedersehen? Wird ihm Gewalt angetan? Wie können wir diese Summe aufbringen? Wird es jemals so werden wie früher?…“
Sie werden mir sicher zustimmen, dass die Eltern alles Erdenkliche tun, um ihren Sohn zu retten.
Wenn wir uns nun noch die Situation der Geisel vorstellen … schrecklich! Hin und her gerissen zwischen Bangen, Hoffen und Verzweifeln bis – ja, bis entweder die Erlösung kommt oder das Fürchterliche passiert. Diese Situation ist nicht aus der Luft gegriffen – Fernsehen, Rundfunk und Zeitungen berichten immer wieder von derlei Schandtaten, die nicht nur bei den Piraten am Kap Horn oder in der Sahara üblich sind. In Deutschland ist so etwas ja hin und wieder auch schon vorgekommen.
Sie werden jetzt sagen: „Ein Alptraum“, den ich hier ausmale. „Nur gut, dass ihn keiner von uns durchleben muss.“ Wirklich?
Die Bibel sagt anderes. Sie sagt: Wir sind Gefangene. Gefangen von Egoismus, Habgier, Machtgelüsten. Gefangen von der Idee, unser eigener Gott zu sein. Und das schließt nun mal auch den Willen ein, zu tun, was Gott nicht will und nie für unsere Welt gewollt hat. Das nennt die Bibel Sünde.
Wir sind also tatsächlich Beteiligte in einem Geiseldrama – und zwar als Geisel. Wir merken es nur nicht, oder nicht mehr. Nun werden Sie vielleicht sagen: „Dann kann es ja so schlimm nicht sein. Gefangenschaft, die man nicht merkt, ist doch keine Gefangenschaft!“
Wie aber wäre es, einmal aus dem Fenster zu schauen? Da gibt es ein Draußen! Da sind Menschen, die anders leben können, die Freiheiten haben, die es im Käfig nicht gibt:
– die Freiheit, sich an Regeln zu halten, die nicht wir uns gegeben haben,
– die Freiheit, nicht selbst Mittelpunkt sein zu müssen,
– die Freiheit, nicht alles von diesem Leben erwa
rten zu müssen,
– die Freiheit, den Tod nicht als Ende des Lebens ansehen zu müssen …
Diese Freiheit können wir uns nicht erkämpfen, erkaufen oder erarbeiten. Die Rettung kann nur von dem kommen, der uns liebt und bereit ist, jeden Preis zu zahlen. Sie kommt von Gott. Er zahlt das Lösegeld – so, wie Eltern bereit wären, jeden Preis für ihr Kind zu zahlen. Und dieses Lösegeld ist das Höchste, das überhaupt gezahlt werden kann. Es ist das Leben des Sohnes Gottes. Es ist das Leben Jesu. Damit kauft er uns frei. Das ist ihm ganz gewiss nicht leicht gefallen (denken Sie an die oben geschilderte Situation). Aber es ist ihm die Rettung jedes einzelnen Menschen wert, der dies für sich in Anspruch nehmen will.
Deswegen sagt Jesus: Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. Mk.10,45
Freuen Sie sich über dieses Opfer. Seien Sie Gott dankbar und machen Sie etwas aus der Frei-heit, die uns unser Himmlischer Vater erkauft hat.

Ihr E. Salewski

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Feburar 2012
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Freiheit ist eines der schönsten, aber auch verantwortungsvollsten Geschenke, die Gott uns gegeben hat. Und tagtäglich ergibt sich für uns aus dieser Gabe die Frage: „Wie gehen wir mit diesem hohen Gut um?“
Der Monatsspruch von Paulus will uns in dieser Sache Rat geben. Dazu aber zum Verständnis zunächst eine Geschichte aus der Antike:
Odysseus musste mit seinen Freunden viele Abenteuer auf seiner Irrfahrt bestehen. So auch, als er eines Tages in die Nähe der InseFreiheitl der Sirenen verschlagen wurde. Die Menschen erzählten sich damals, dass der Gesang der Sirenen so betörend sei, dass die Seeleute, ihres Verstandes beraubt, nicht mehr in der Lage waren, ihr Schiff richtig zu lenken. Sie wollten nur noch bei den Sirenen sein und sie hören. Das aber war ihr Tod, denn die Küste war sehr zerklüftet und Klippen lauerten unter dem Meeresspiegel. Und so kam es, dass die Insel der Sirenen von vielen Wracks umgeben war und kein Mensch von dort je zurückkehrte. Odysseus aber war klug. Er wollte den Gesang der Sirenen hören, dabei aber nicht Kopf und Kragen riskieren. Und so hieß er seine Männer, ihre Ohren mit Wachs zu verstopfen. Sich selbst aber ließ er an den Schiffsmast binden und gab den Befehl, ihn nicht loszubinden, so sehr er auch darum bitten würde. So konnte er dem wunderbaren Gesang lauschen und trotzdem sein Leben bewahren.
Das interessante an dieser Geschichte ist: Odysseus nahm sich die Freiheit, Gefährliches zu tun, indem er sich im selben Augenblick seiner Freiheit beschnitt. Genau dazu rät uns auch Paulus, wenn er an die Korinther schreibt: Alles ist erlaubt – aber nicht alles nützt. Alles ist erlaubt – aber nicht alles baut auf. Denkt dabei nicht an euch selbst, sondern an die anderen. 1.Kor.10,23.24
Die Sehnsucht nach Freiheit ist tief in unserem Herzen verwurzelt- macht sie uns doch zu selbständigen Wesen. Unverantwortlich und ungehemmt in Anspruch genommen, bringt sie jedoch Chaos und Tod. Wenn wir uns unsere Freiheit nehmen, müssen wir also sorgfältig abwägen, wie viel davon gut für uns und für andere ist und … wo wir uns vielleicht selbst die „Zügel“ anlegen müssen. Und so gibt Paulus den Korinthern auf die Frage: „Dürfen wir Fleisch essen, das von einem Opfer für Götzen stammt?“ folgenden Rat: „Ja, ihr dürft. Wer weiß, dass Christus ihn befreit hat von allen Bindungen und Zwängen, der kann auch Götzenopferfleisch essen, ohne dass ihm das schadet.“
Paulus sagt aber auch: „Es ist noch zu klären, was mit den anderen ist, die sich da Sorgen machen? Wie wirkt das auf diese?“ (Hinter der Frage stand nämlich die Furcht, mit dem Essen dieses Fleisches gegen das erste Gebot zu verstoßen und sich damit schuldig zu machen.) Und so kann es dann sein, dass wir zwar wissen können, „dies oder das kann ich tun“, dass wir aber um der anderen willen verzichten. Denn wir haben auch die Freiheit zum Verzicht. So wie Odysseus sich freiwillig binden ließ, so stehen also auch wir immer von neuem vor der Frage: „Ist das, was ich tun kann und will, gut für mich oder andere, oder soll ich mir die Freiheit nehmen es nicht zu tun?“
Gebe Gott einem jeden von uns die Weisheit, so oft es geht, die richtige Entscheidung zu treffen. Odysseus hat es auf diese Weise nach Hause geschafft. Das sollten wir mit Gottes Hilfe doch auch hinbekommen!

Ihr E. Salewski

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Januar 2012
Liebe Leserin! Lieber Leser!

Ein neues Jahr liegt vor uns – wie ein Buch mit 366 Blättern, die darauf warten, beschrieben zu werden. Was erwartet uns in diesem Jahr 2012?
Diese Frage stellt sich uns und vielen von uns ist bange angesichts von Euro-Krise, Rezession, Alter, etc. Andere wiederum schauen recht optimistisch in das neue Jahr.
Es tut gut, sich am Anfang eines Jahres auf Gottes Wort auszurichten. Der Monatsspruch für Januar passt, wie ich finde, sehr gut in diese Situation. Er steht in Psalm 86,11: Weise mir, Herr, deinen Weg; ich will ihn gehen in Treue zu dir.
Der Psalmbeter wendet sich an Gott mit der Bitte, ihm seinen Weg zu zeigen. Aus seinen Worten spricht großes Vertrauen zu Gott – dass, dieser Gott, der ihn ins Leben gerufen hat, der ihn geschaffen hat und besser kennt als irgendein Mensch, ihm den richtigen Weg zeigen kann.
Mich beeindruckt an dieser Stelle die Kompromisslosigkeit des Psalmisten. Er bittet Gott um Wegweisung und gibt gleichzeitig sein Versprechen, diesen Weg zu gehen. Und ich komme ins Nachdenken: Bin auch ich bereit, Gottes Weg zu gehen, den er mir zeigt?
Mir kommen da auch Zweifel und die Angst, dass ich vielleicht zurückstecken muss, dass ich eigene Pläne aufgeben soll. Oder erwartet Gott gar etwas von mir, das ich gar nicht möchte? …
Und dann gehen meine Gedanken zurück und ich sehe Situationen vor mir, wo mein Lebensweg anders verlaufen ist, als ich es geplant hatte. Im Zurückschauen erkenne ich, dass es gut so war und dass ich dadurch nicht zu kurz gekommen bin, dass mein Leben reich geworden ist, weil ich mich auf Gottes Weg eingelassen habe. Und es reift in mir die Erkenntnis, dass Gott, der mich liebt und mich mit meinen Gaben und Fähigkeiten, aber auch mit meinen Macken, gemacht hat, weiß, was gut ist für mich.
Deshalb möchte ich mich im neuen Jahr bewusst darauf einlassen, Gottes Weg für mich zu suchen. Ich bin gespannt, wie er aussehen wird.
Dann ist da noch der zweite Teil des Bibelverses (ich will ihn gehen in Treue zu dir), der mich herausfordert, Gott treu zu sein und seinen Weg zu gehen.
Ja, diese Herausforderung möchte ich annehmen und im Vertrauen auf Gottes Liebe seinen Weg gehen, auch im Jahr 2012.
Wollen Sie sich auch auf Gottes Weg für Sie einlassen? Ich wünsche Ihnen dazu viel Mut und Kraft und die Erfahrung, dass es Gott gut mit uns meint.
Es wäre schön, wenn wir am Ende des Jahres gemeinsam in diesen jetzt noch unbeschriebenen 366 Seiten blättern und unsere unterschiedlichen Erfahrungen austauschen könnten.

Ein gesegnetes Jahr 2012 wünscht Ihnen Angelika Mischinger