Archiv 2014

2014

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Dezember

Dezember 2014
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Der Mann mit den Bäumen“ – so heißt eine Erzählung des Schriftstellers Jean Giono. Darin wird von der erstaunlichen Vision und Leistung des Hirten Elzéard Bouffier berichtet. Der Schriftsteller ist ihm zum ersten Mal 1913 in den französischen Alpen begegnet – an den Berghängen, die zur Provence hin abfallen. Die Landschaft ist dort karg, kaum ein Baum, der Schatten spendet, die Quellen sind versiegt. Das Land ist öde, spärlich mit Gras bewachsen und hier oder da hält sich etwas Lavendel zwischen den Steinen. Weit verteilt stehen ein paar Häuser, in denen Köhler ein hartes, freudloses Dasein fristen. Die Landschaft gleicht einer Wüste.
In dieser Einöde begegnet der Schriftsteller also dem Hirten, der hier lebt, seit seine Frau und sein Sohn gestorben sind. Bouffier lädt ihn zur Nacht in seine Hütte ein. Als er den Hirten am nächsten Morgen begleitet, beobachtet er, dass dieser auf seinem Weg Eicheln in den Boden steckt. Er erfährt, dass von bisher 100.000 gesteckten Eicheln 20.000 angewachsen sind. Das Pflanzen von Bäumen in einer Landschaft, die fruchtbar war, als die Gallier hier lebten, hatte er sich zur Lebensaufgabe gemacht.
Giono besucht den Hirten nun jedes Jahr und beobachtet, wie sich das wüste, karge Hochland allmählich verwandelt. Bäume wachsen, ausgetrocknete Bäche führen wieder Wasser, Wiesen breiten sich aus und Blumen sprießen. Neues Leben entsteht, die Menschen werden fröhlicher. Hoffnung kehrt in die Landschaft zurück und Menschen siedeln sich an.
Die Rückkehr des Lebens in diesen Landstrich ist Elzéard Bouffier zu verdanken. Die meisten Menschen wissen aber nichts davon. 1945 besucht der Schriftsteller den Hirten das letzte Mal. 1947 stirbt Bouffier im Asyl von Banon.
An diese beeindruckende Geschichte musste ich denken, als ich den Monatsspruch las:
Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien. Jes.35,1
Jesaja hat eine Botschaft an die Kinder Gottes, die das verheißt, was die Menschen am Rande der französischen Alpen damals im Kleinen erlebten: Die Wüste wird blühen. Jesaja darf verkünden: Das Land, das euch bisher spärlich ernährt; die Einöden eures Lebens, die ausgetrockneten Quellen – all das wird überschäumen mit Leben. Gott wird dafür sorgen. Gott kommt und wo er ist, wird Liebe und Freude, wird Leben und Zukunft sein. Als Garant seiner verändernden und lebenspendenden Liebe hat er seinen Sohn gesandt, an dessen Kommen wir uns in dieser Zeit ja auch erinnern. Er ist der gute Hirte, der unsre Welt verwandelt, der ihr neues Leben schenkt; Leben, das unvergänglich ist.
Das ist die Botschaft des Advent. Daran soll uns die Zeit vor Weihnachten erinnern, damit wir nicht an uns selbst verzweifeln. Denn wir mögen uns noch so sehr mühen, unsere Sehnsucht nach dem Garten Eden werden wir nicht selbst erfüllen. Auch davon erzählt der Fortgang der oben geschilderten Geschichte. Auf einen Leserbrief, wo man die Landschaft finden könne, antwortete Giono 1970:
„Die blühende Landschaft Bouffiers ist heut nicht mehr zu finden, sie wurde erneut durch menschliche Gier und Angst zerstört“. Die Geschichte aber soll uns ermutigen das zu tun, was uns möglich ist.
Und wenn wir scheitern, dürfen wir uns an der Hoffnung festhalten, an die uns die Adventszeit erinnern soll: Gott kommt und wird das, was wir nicht vermögen, durch seine Liebe in eine Welt verwandeln, die durch nichts mehr zerstört werden kann. Eine Welt, in der Gott und Mensch beieinander sein werden.

Ihr E. Salewski

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November 2014
Liebe Leserin, lieber Leser,
Worte des Propheten Jesaja sollen uns durch den vorletzten Monat des Jahres 2014 geleiten.
Im Auftrag Gottes spricht er zu seinen Volksgenossen, den Juden: „Lernt Gutes zu tun! Sorgt für das Recht! Helft den Unterdrückten! Verschafft den Waisen Recht, tretet ein für die Witwen!
Jesaja muss zuvor die Untreue seines Volkes gegenüber Gott mit ernsten Worten geißeln. Das von Mose überbrachte Gesetz wurde missachtet und es war einiges in Unordnung geraten. Damit ein geordnetes Miteinander möglich wird, sollten die Menschen lernen, nicht nur das eigene Wohl im Blick zu haben.
Im Monatsspruch stehen praktisch die Ausführungsbestimmungen dazu. Das Anliegen ist heute noch so aktuell wie damals. Lassen wir uns darauf ein?
Wenn es um Ordnung im zwischenmenschlichen Bereich geht, sollten sich Juden und auch Christen auf das „biblische Grundgesetz“ besinnen. In den Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas wird Jesus von den Juden nach dem höchsten Gebot im Gesetz befragt. Er antwortet: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt (5. Mose 6, 5) . Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (3. Mose 19, 18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“
Der Monatsspruch beginnt mit der Ermahnung: Lernt Gutes zu tun!
Ist das Nicht-Tun des Bösen auch Gutes? Mit diesem Gedankengang verfolge ich nun nicht direkt die vom Monatsspruch vorgegebene Richtung. Mir ist aber wichtig weiterzugeben, was Dietrich Bonhoeffer schreibt. In seinem Jahreslesebuch „So will ich diese Tage mit euch leben“ fand ich unter der Überschrift Vergeltet nicht Böses mit Bösem folgendes: Erhebe deine Hand nicht zum Schlag, öffne deinen Mund nicht im Zorn, sondern sei still. Was kann denn der dir schaden, der dir Böses antut? Nicht dir schadet es, aber ihm schadet es. Unrecht leiden schadet keinem Christen. Aber Unrecht tun schadet. Nur eines will ja der Böse bei dir erreichen, nämlich, dass du auch böse wirst. Aber damit hätte er ja gesiegt. Darum vergilt nicht Böses mit Bösem. Du schadest damit nicht dem, sondern dir selbst. Nicht du bist in Gefahr, wenn dir Böses geschieht, aber der andre ist in Gefahr, der dir Böses tut und er kommt darin um, wenn du ihm nicht hilfst. Darum, um des anderen willen und um deiner Verantwortung für ihn – vergilt nicht Böses mit Bösem. … Wie geschieht das: Nicht dadurch, dass wir dem Bösen des anderen Nahrung geben an unserem Bösen, dem Hass des anderen an unserem Hass, sondern dadurch, dass das Böse ins Leere stößt und nichts findet, woran es sich entzünden kann. Wie überwinden wir das Böse? Indem wir es vergeben ohne Ende. Wie geschieht das? Indem wir den Feind sehen als den, der er in Wahrheit ist, als den, für den Christus starb, den Christus liebt.
Zu diesem Thema las ich an einem der vergangenen Tage in meinem Andachtsbuch: Wer beten kann, sollte Gott täglich um Liebe gegenüber seinen Mitmenschen bitten; denn damit erfüllen wir nicht nur ein sehr hohes göttliches Gebot, sondern tragen auch zum Gelingen eines Lebens bei, das allen Beteiligten ein Höchstmaß an Glück bereitet. Vielleicht nicht immer gleich und in jedem Augenblick, aber ganz gewiss aufs Ganze gesehen.

Zum Lernen und auch zum Kennenlernen untereinander war der Gemeindekirchenrat vom 26.09. abends bis 27.09. nachmittags in der Peregrinus-Herberge in Görlitz. Wir trafen uns zur jährlich stattfindenden Klausur. Für den Vormittag des 27. September hatten wir Pfarrer Jürgen Schwarzbach eingeladen. Er freute sich, in nahezu vertrauter Runde wieder mal unter uns sein zu können. Anfangs berichtete er kurz von seinem beruflichen und auch vom familiären Werdegang nach dem Wechsel von Kodersdorf nach Görlitz. Thematisch ging es dann um das allgemeine Priestertum aller Gläubigen. Biblische Grundlage bot der 1. Petrusbrief, Kapitel 2, 1 bis 10. Der Abschluss war dann die Feier des Heiligen Abendmahls.

Vom Bahnhof grüßt Sie Ihr Gottfried Seidel

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Oktober 2014
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Der Monatsspruch für Oktober steht in einem Buch der sogenannten Apokryphen, die nicht in allen Bibeln enthalten sind. Martin Luther sagt über diese Bücher: „Das sind Bücher, so der Heiligen Schrift nicht gleich gehalten und doch nützlich und gut zu lesen sind.“
Im Buch Jesus Sirach finden sich viele Weisheiten und Lebenserfahrungen eines gottesfürchtigen Menschen, die so ähnlich auch im Buch der Sprüche zu finden sind. Es lohnt sich, dieses Buch einmal zu lesen.
Im ersten Teil des Kapitels 35 geht es um das Opfern. Dort finden wir den folgenden Satz: „Ehre Gott mit deinen Opfern gern und reichlich, und gib deine Erstlingsgaben, ohne zu geizen.“
Ich verstehe diesen Vers als einen gut gemeinten Rat für unser Leben. Es steht für Sirach überhaupt nicht zur Diskussion, dass es gut ist, Gott Opfer zu bringen. Es wird als selbstverständlich angesehen. Doch was heißt das?
Wir leben nicht mehr in der Zeit des Alten Testaments – dort opferten die Menschen, um Vergebung von Schuld zu erfahren. Dadurch, dass Jesus für uns gestorben ist, dürfen wir als mit Gott versöhnte Menschen leben – vorausgesetzt, wir nehmen das für uns an. Wir können uns mit dem, was wir Gott geben, nicht den Himmel erkaufen. Aber aus Dankbarkeit darüber, was er für uns getan hat, dürfen wir „opfern“.
Die Bibel spricht an anderer Stelle vom „Geben des Zehnten“. Dieser zehnte Teil dessen, was erwirtschaftet wurde, diente zum Unterhalt der Leviten, die den Dienst im Tempel versahen. Das kann auch für uns ein guter Maßstab sein. 10 % meines Einkommens, meiner Zeit, … stelle ich Gott zur Verfügung. Jesus Sirach sagt, dass wir Gott damit ehren und dass wir Gott gern und reichlich geben dürfen. Er rät zum Geben „ohne zu geizen“.
Ein solches Geben erfordert Vertrauen. Vertrauen zum Geber aller Gaben, dass er für mich sorgt, dass er mir genug zum Leben gibt, dass ich getrost etwas abgeben kann.
Ein alter Prediger hat uns als Jugendliche seine Erfahrungen mit dem Geben weitergegeben: Er hatte eine große Familie und seine finanzielle Lage sah nicht sehr rosig aus. Er war traurig und unzufrieden darüber, dass am Ende des Monats nicht mehr viel übrig blieb, was er Gott zur Verfügung stellen konnte. So hat er es sich zur Gewohnheit gemacht, am Monatsanfang einen Betrag zur Seite zu legen, den er für die Arbeit im Reich Gottes gab. Und das Erstaunliche war, dass am Monatsende immer etwas übrig blieb und er und seine Familie nie Mangel hatten. Er hatte erlebt, dass Gott sein Vertrauen belohnt.
Im Oktober feiern wir Erntedank. Dabei machen wir uns bewusst, dass Gott uns in diesem Jahr versorgt hat mit dem, was wir zum Leben brauchen. Die Erntegaben zeigen auch, dass es oft mehr ist, als wir für uns selbst nötig haben. Wir dürfen anderen abgeben von unserem Reichtum und Überfluss und sie so Gottes Liebe und Fürsorge spüren lassen.
Ich möchte mit einem dankbaren Herzen geben, ohne zu geizen. Sie auch?
Ganz herzlich grüßt Sie

Angelika Mischinger

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September 2014
Liebe Leserin! Lieber Leser!
Meine Mutter sagte immer: „Altwerden ist nichts für Feiglinge“ und damit meinte sie die Mühen und Plagen des Alters. Der Spruch stimmt und hat über diese spezielle Aussage hinaus auch Gültigkeit für unseren ganzen Lebensweg, denn er ist ja ein „Altwerden“.
Der Alltag bringt es mit sich, dass wir plötzlich vor Situationen stehen, in denen uns der Mut fehlt. Für die einen ist es der Besuch beim Zahnarzt, andere gehen nicht für Geld und gute Worte abends in den Wald, die nächsten bekommen vor vielen Menschen den Mund nicht auf und wieder andere können jemandem nicht sagen, was sie an ihm/ihr stört usw. usf.
Und nun verlangt das Leben von uns oft genau das zu tun, wozu uns der Mut fehlt. Woher kommt er dann, der Mut? … Manchmal geht es nicht anders und wir müssen uns mit aller Kraft, die in uns steckt, dazu zwingen – mit zitternden Händen und bebender Stimme. Manchmal sagt uns die Vernunft, dass das, wovor wir Angst haben, das kleinste von allen Übeln ist.
Dann ist da noch die Möglichkeit, Kraft von außen zu beziehen, z. B. durch Menschen, die uns ermutigen; Gedanken oder Einsichten, die uns stärken.
Unser Glaube, unser Vertrauen in Gott, ist eine solche Quelle, die unsere Kräfte ergänzt und Mut macht. Wir dürfen Gott an unserer Seite wissen, finden Halt in seinen Weisungen und haben das Gebet, um Zweifel auszusprechen und auf Gott zu hören. Und so kann der König David seinem Sohn Salomo seine Erfahrung aus einem Leben mit Gott zusprechen:
„Sei getrost und unverzagt, fürchte dich nicht und lass dich nicht erschrecken!“ 1.Chronik 22,13
„Leicht gesagt“, werden jetzt sicher manche von Ihnen denken und dabei Probleme vor Augen haben, die ihren Mut sinken lassen.
Es ist hier, wie mit allen Dingen in unserem Leben – wir können mit diesem Satz nur Erfahrungen machen, wenn wir uns vertrauensvoll darauf einlassen. Von außen, mit Misstrauen betrachtet, wird er sich nicht mit Leben füllen. Das ist auch der Rat Davids an seinen Sohn: „Halte dich an Gott, dann kannst du unverzagt sein.“
Was meinen Sie, warum sich folgende Geschichte sonst so zutrug, wie sie im August 2010 in der SZ stand?:
„Miami. Mit einem Gespräch über Jesus hat eine unerschrockene Verkäuferin in Florida einen Raub verhindert. Der Sender ABC zeigte am Freitag die Bilder einer Überwachungskamera eines Telefonladens in Pompano Beach, Florida. Zu sehen ist der Räuber, der „Du brauchst keine Angst zu haben“ zu der Frau sagte. „Das habe ich nicht“, erwidert diese ungerührt. Statt die geforderten 300 Dollar zu geben, verwickelt sie ihn im Folgenden in ein Gespräch. „Ich werde mit Jesus über dich reden“, sagt sie dem Verdutzten und bietet mit ruhiger Stimme Hilfe bei der Arbeitssuche an, um dann zu fragen, warum der Mann den Raub begeht. Nach fünf Minuten zieht der Kriminelle von dannen – ohne Geld.“(dpa)
Das ist eine Geschichte, die von Kraft und Mut erzählt, die Menschen aus dem Glauben empfangen. Hier ließen sich nun seitenweise weitere Geschichten einfügen, angefangen bei Alltagserfahrungen bis hin zu Berichten über Menschen, die den Mut bekamen, ihr Leben für eine gute Sache hinzugeben. Vielleicht ist es eine Idee für Ihr Gebet am Morgen, wenn Sie so beten, wie wir uns in der Jungschar* am Schluss der wöchentlichen Stunde verabschiedeten. Dabei standen wir mit überkreuzten Armen an den Händen gefasst im Kreis und sprachen: „Jungschar – mutig voran, Jesus Christus, König und Herr“. Anstelle der „Jungschar“ sollten Sie dann natürlich Ihren eigenen Vornamen einsetzen!

Ihr E. Salewski

*(besondere Form der Arbeit mit Kindern im ehemaligen Jungmännerwerk und heute im CVJM)
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Juli/August 2014
Liebe Leserin, lieber Leser!
Es ist noch gar nicht lange her, dass ein schwer verletzter Höhlenforscher aus der 1000 m tie-fen und 19 km langen Höhle „Riesending“ im Süden Deutschlands geborgen werden musste. Allein in der Höhle waren 202 Fachleute und Helfer im Einsatz, denn der Verletzte musste ja noch 10 km durch Höhlengänge bis zum Schacht transportiert werden. insgesamt beteiligten sich 728 Rettungskräfte. Für diese äußerst gefährliche, schwierige und aufwändige Aktion wurden 11 Tage benötigt.
Es wird keiner von uns auf die Idee kommen zu sagen: „So ein Aufwand, so viele Menschen riskieren alles, um den Einen zu retten!“ Warum?
Die Menschlichkeit gebietet es, Gesetze, Gebote, der Verstand … wider alle Einwände, die uns kommen können. Was möglich ist, wird eben getan, weil es getan werden muss. Weil wir oft mehr ahnen als wissen: Das ist das Richtige.
Immer wieder entscheiden wir uns in unserem Leben für ein „Dennoch“, ohne Gewissheit über den Ausgang zu haben. Wir vertrauen auf unsere Erfahrung, auf unsere Fähigkeiten, auf das Herz der Menschen, auf den Sieg der Liebe oder der Vernunft, obwohl so vieles dagegen spricht.
Und so kommt es, dass der Beter im Psalm 73 sprechen kann: Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach dei-nem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.“ Psalm 73, 23 -24
Warum sagt er „dennoch“? Weil er die Erfahrung gemacht hat, dass Gott ihm manchmal sehr fern und fremd erscheint, so gar nicht, wie er sich Gott wünscht: gegenwärtig, helfend, schüt-zend, bewahrend …
Und doch hält er an Gott fest, weil er manchmal mehr ahnt als weiß: Es gibt keine Alternative zu einem Leben mit Gott (so wie die Helfer des Höhlenforschers keine Alternative zu ihrer Rettungsaktion sahen). Er hält an Gott fest, weil er trotz allem das Vertrauen im Herzen hat: mit Gott wird mein Leben heil, mit Gott komme ich an mein Ziel. Weil er auch so manches Mal die Erfahrung gemacht hat: Gott begleitet mich – aber häufig nicht so, wie ich es gern hätte. Und so bekräftigt er für sich im Gebet, was ihm Kraft zu seinem „dennoch“ gibt – das Vertrauen und die Erfahrung: Gott ist bei mir, er weist mir den Weg und am Ende meines Lebens werde ich bei ihm sein. So mache ich Ihnen Mut, in Glaubenszweifeln und bei Wid-rigkeiten mit dem Psalmbeter dieses „Dennoch“ zu sprechen und die Erfahrung zu machen, es wird gut. Bei der Rettungsaktion in der Höhle hatten die vielen Helfer doch auch solche Kraft und es ging um weniger als das Heil eines Menschen.
Das Beispiel aus einem Brief unserer ehemaligen Schulclubmitarbeiterin Sabine soll Ihnen praktisch deutlich machen, wie ein solches „Dennoch“ im Glauben aussehen kann: Ein Mann aus Syrien, ein armenischer Christ, suchte vor einigen Wochen zu Christen im türkischen Ga-ziantep Kontakt (was für ihn in der muslimisch geprägten Großstadt richtig schwierig war).
Sabine erzählt: „In Syrien war er ziemlich reich und war deshalb, und auch weil er aus Sicht der Terroristen „ungläubig“ ist, gekidnappt worden. 9 Monate lang wurde er gemeinsam mit 72 anderen Menschen in einem Kellerloch gequält, bevor er fliehen konnte. Immer wieder wurden sie gezwungen, das muslimische Glaubensbekenntnis zu sagen und damit Muslime zu werden. Wer dazu bereit war, wurde in die Kampfgruppen aufgenommen und zum Töten aus-gebildet. Wer es nicht mitsprach, wurde lange gequält, dann getötet. Der Mann hat 11 Mal in der Zeit sein eigenes Grab schaufeln müssen. Wegen seines Geldes hat man ihn aber am Leben gelassen, um die Familie über Computer mit Videobotschaften erpressen zu können. Er hat schwerste Misshandlungen durchgemacht. Ihm wurden Körperteile abgeschnitten und die Zähne gezogen. Er ist körperlich und psychisch total fertig. Während er uns alles erzählt hat, hat er viel geweint. Es war kaum zu ertragen, diese Geschichte zu hören und den Mann dazu zu sehen. Wir haben für ihn gebetet und ihm noch auf den Weg geholfen. Er fliegt jetzt zu seiner Familie, die nach Schweden fliehen konnte. All das hat seinen Glauben und seine Beziehung zu Jesus sehr stark gemacht und er will leben, um anderen in solchen Kerkern zu helfen und der Welt von diesen Orten zu erzählen.“
Wenn dieser Mann „dennoch“ sagen kann, dann sollten wir das doch auch in unseren Zwei-feln an Gott schaffen – wie der Psalmbeter! Es lohnt sich mindestens so, wie eine riesige Ret-tungsaktion.

Ihr E. Salewski

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Juni 2014
Liebe Leserin, lieber Leser!
In diesem Monat feiern wir das Pfingstfest – ein Fest, mit dem viele nichts anzufangen wissen.
Weihnachten, Karfreitag, Ostern – vom Sinn dieser Feste haben wir meist schon etwas gehört. Aber Pfingsten?
In der Apostelgeschichte wird uns im 2. Kapitel von dem Geschehen berichtet, an das wir uns Pfingsten erinnern. Ein spannendes Ereignis – lesen Sie doch selbst einmal nach.
Die ersten Christen, die sich nach Jesu Tod und Auferstehung nach seiner Himmelfahrt versammelt hatten, wurden mit Gottes Geist erfüllt. Sie sprachen in ihnen nicht verständlichen Sprachen und wurden mit Freude und Mut erfüllt. Viele Menschen aus dem Ausland, die sich zu dieser Zeit in Jerusalem aufhielten, hörten plötzlich ihre Muttersprache und vermuteten erst, sie hätten es mit Betrunkenen zu tun. Doch Alkohol war keiner im Spiel. Die Ängstlichkeit der letzten Wochen war verschwunden, neuer Mut hatte sie erfasst. Und Petrus hielt eine erstaunliche Predigt, durch die viele Menschen zum Glauben an Jesus kamen.
Der Geist Gottes, der dieses Wunder vollbracht hatte, will auch in unserem Leben wirken. Paulus zählt im Galaterbrief eine ganze Reihe von positiven Dingen auf: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.“
Paulus spricht davon, dass all das im Leben von Christen, von mir und von Ihnen, sichtbar werden darf. Heißt das jetzt, wir müssen uns pausenlos anstrengen und uns zusammenreißen? Das ist der falsche Weg. Paulus spricht von der Frucht des Geistes, und Frucht hat nichts mit Krampf und Anstrengung zu tun.
Mir fällt das Bild vom Weinstock und den Reben aus dem Johannesevangelium ein. Dort sagt Jesus: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ Wenn die Rebe am Weinstock bleibt, dann kann Frucht entstehen. Darum geht es: Dranzubleiben an Jesus! Das ist das Einzige, wofür wir sorgen müssen – dass wir die Verbindung zu Jesus nicht abreißen lassen. Dass sich nichts zwischen uns und Jesus stellt.
Und wenn wir an Jesus dran bleiben, dann darf und kann auch in unserem Leben Frucht entstehen. Frucht, die der Heilige Geist wirkt. Sicher wird nicht bei jedem die ganze Palette der „Früchte“ zu sehen sein. Bei einem überwiegt vielleicht die Freude, bei einer anderen die Langmut (Geduld) und bei einem Dritten etwas anderes. Doch wir dürfen uns im Zusammenleben ergänzen und diese Früchte in unserem Leben und auch im Leben der Gemeinde einbringen.
Lassen Sie uns neu entdecken, was Gott in unserem Leben durch seinen Geist wirken will. Ich bin gespannt, welche „Früchte“ da zum Vorschein kommen.
Ich möchte dran bleiben am Weinstock, an Jesus. Sie auch?

Angelika Mischinger

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Mai 2014
Liebe Leserin, lieber Leser!
Kennen Sie das Märchen „Das hässliche Entlein“ von Hans Christian Andersen? Wenn nicht – es lohnt sich zu lesen. Ein Schwanenjunges wird in einem Entennest ausgebrütet. Sehr schnell merkt es, dass es nicht zu den Enten passt. Nun ist es auf der Suche nach sich selbst. Es ist ein recht langer und manchmal leidvoller Weg, bis es endlich nach einem Jahr entdeckt, dass es ein Schwan ist. Niemand konnte ihm richtig sagen, wo es hingehört, wer es ist.
Dieses Märchen ist ein Gleichnis für uns. Auch wir müssen wissen, wo wir hingehören, weil wir sonst unseren Platz in der Welt nicht finden. Zurzeit ist in unserer Gesellschaft eine gefährliche Tendenz zu beobachten. Es gibt die Bestrebung (und das wird sogar in Deutschland politisch gefördert) die Menschen in jeder Hinsicht gleich zu machen. So haben die Schweizer für ihre Formulare das Kunstwort „Elter 1“ und „Elter 2“ erfunden. Dadurch soll die Bezeichnung „Vater“ und „Mutter“ ersetzt werden. In Schweden soll anstelle des Personalpronomens „er“ oder „sie“ das „es“ eingeführt werden. Der Grundgedanke, der sich dahinter verbirgt, ist vom Ansatz her ja nicht verkehrt. Ungerechtigkeiten, die sich im Laufe der Entwicklung der Menschen mit dem Geschlecht verbunden haben, sollen damit aufgelöst werden. Wir können und dürfen aber nicht so tun, als ob Männer und Frauen gleich seien. Das ist biologisch nicht der Fall und daraus leiten sich nun auch einmal verschieden Ausprägungen unseres Wesens ab. Gott hat Mann und Frau geschaffen, damit sie sich in ihrer Verschiedenheit ergänzen. Wenn wir diese Ordnung auflösen, haben wir es in den nächsten Generationen mit lauter verunsicherten und orientierungslosen Menschen zu tun. Sie müssen sich wie das hässliche Entlein zusätzlich zur ganz normalen Selbstfindung nun auch noch Positionen erkämpfen, die von Urzeiten her gegeben und selbstverständlich waren, um dann erst ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen zu können. Gibt es nicht schon genug Orientierungslosigkeit und kräftezehrende Prozesse in der heutigen Zeit? Müssen wir das Chaos mit solchen Ideen noch schlimmer machen und Gottes Ordnung noch mehr verwirren?
Wenn Paulus in seinem Brief an die Menschen in Galatien schreibt: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. Gal.3,28 – so ist er nicht der Erfinder des Genderismus (so nennt man die oben geschilderte Bestrebung, das biologische Geschlecht durch soziologische Zuordnung abzulösen).
Paulus hat Gerechtigkeit im Blick, aber Gottes Gerechtigkeit. Wenn nämlich Menschen er-kennen, dass sie alle durch Jesus Christus Kinder Gottes sind, dann fängt an dieser Stelle Gottes neue Welt an. Dann leben diese Menschen anders miteinander. Dann werden Positionen nicht ausgenutzt, dann wird nicht auf andere herabgeschaut, da helfen die Starken den Schwachen, wer hat, gibt, wer etwas kann, tut es, damit das gemeinsame Leben funktioniert und wer der Erste sein will, der sei der Diener aller.
Wir kennen also das Rezept, wie das Leben der Menschen miteinander in Gerechtigkeit funktionieren kann. Nicht mit so merkwürdigen Ideen sondern mit der Botschaft: Nehmt Jesus als den Herrn eures Lebens an, so werdet ihr Geschwister. Sagt es denen die auf der Suche sind: Die Ungerechtigkeit wird weniger, wenn wir als Kinder Gottes unser Leben gestalten. Freilich machen auch Kinder Gottes Fehler. Aber in einem solchen Fall steht Christus an unserer Seite, um auszugleichen, was uns fehlt, um Schuld zu tragen wo wir versagt haben.
Seien Sie also in dieser Hinsicht schön aufmerksam. Halten Sie nicht mit Ihrer Meinung hinterm Berg,
nennen Sie Unsinn, was Unsinn ist und verweisen Sie auf das, was Paulus gesagt und was Jesus Christus für uns getan hat. Dann wird unsere Gesellschaft gerechter.

Ihr E.Salewski

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April 2014
Liebe Leserin, lieber Leser!
Einen Blick in die Zukunft werfen, das würden viele Menschen gerne. Was hätte das für Auswirkungen auf unser Leben? Würden wir verstehen, was wir da sehen würden?
Nun, Jesus blickt im Johannesevangelium in die Zukunft: „Eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden.“ Er weiß, dass seine Zeit hier auf dieser Erde zu Ende geht. Er sagt seinen Jüngern, dass sie ihn bald nicht mehr sehen werden; er redet darüber, dass sie traurig sein werden und auch darüber, dass diese Traurigkeit auch wieder der Freude weichen wird. Für die Jünger ist das völlig unverständlich – sie erahnen nicht, was Jesus ihnen damit sagen will.
Kurze Zeit später erleben sie mit, wie Jesus gekreuzigt und danach in ein Grab gelegt wird, vor das ein großer Stein gerollt wird. Das war‘s dann – Ende, aus …
Ihre Welt bricht zusammen, sie sind fassungslos. Tiefe Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit nimmt sie gefangen. Jesu Feinde triumphieren, sie haben gesiegt.
Und dann kommt der Ostermorgen und die verstörten Frauen kommen zurück vom Grab und berichten, dass Jesus auferstanden ist. Wieder sind die Jünger fassungslos – sie überzeugen sich mit eigenen Augen von dem, was die Frauen ihnen erzählt haben. Und sie erleben, dass ihre Traurigkeit einer großen Freude weicht. Ihr Leben wird verwandelt und sie bekommen neuen Mut.
Wenn wir uns am Karfreitag an das Leiden und Sterben Jesu erinnern – können wir dann nachempfinden, wie es den Jüngern ergangen ist? Und doch war diese unsagbare Traurigkeit nötig, weil uns Jesus durch seinen Tod die Versöhnung mit Gott ermöglicht hat.
Wir dürfen im Nachdenken über Jesu Tod schon den Blick auf das leere Grab richten. Dann kann uns neu bewusst werden, dass Jesus Christus über den Tod gesiegt hat. Das gibt uns Hoffnung, auch für unser Leben. Weil Jesus den Tod überwunden hat, ist er für uns der Weg zum Leben geworden. Wenn wir unser Leben ihm anvertrauen, gibt es Hoffnung für uns, Hoffnung über den Tod hinaus.
Und dann darf Freude uns erfüllen. Freude darüber, dass Jesus für uns gestorben ist, dass er der Sieger ist und wir auf der Seite des Siegers stehen.
Diese Freude wünsche ich Ihnen.

Angelika Mischinger

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März 2014
Liebe Leserin! Lieber Leser-
Eine Grundschullehrerin fragte in den USA im Religionsunterricht ihre Schüler: „Wer von euch möchte denn später in den Himmel kommen?“ Alle Kinder streckten natürlich den Arm nach oben- bis auf einen – Charly. Verwundert fragte ihn die Lehrerin: „Nun Charly – warum möchtest du denn nicht in den Himmel?“ Der kleine Kerl druckste etwas herum. Erwidert dann aber, nachdem er sich noch einmal kurz umgeschaut hatte: „Natürlich will ich in den Himmel … aber mit dem Haufen da?!“
Wie würde es uns gehen, wenn wir uns einmal umsehen? Wer glaubt da alles an den dreieinigen Gott und hält sich zur Gemeinde? Ja, zu wem würde Gott alles möglicherweise am Ende aller Tage „Ja“ sagen? Würde es uns dann auch wie Charly gehen?
Wenn ja, dann ist das ein Achtungszeichen, dass da etwas nicht stimmt. Denn im Johannesevangelium
können wir lesen:
Jesus Christus spricht: Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt. Joh.13,35
Charly hat aus dem Bauch heraus geantwortet. In seinem Alter war ihm die Liebe zu Gott erst einmal wichtig und zu denen, die er mochte. Er konnte noch nicht wissen und im Blick haben, dass Gott uns ja auch in der Gemeinschaft der Glaubenden begegnet.
Wer aber schon länger mit Jesus Christus unterwegs ist, wird entdecken, dass die Liebe zu Gott einen anderen Blick auf die Menschen schenkt, die auch mit ihm unterwegs sind. Und hier kommen wir zum Kern der Sache.
Wenn es uns schwerfällt, dem/der anderen liebevoll zu begegnen, dann stimmt irgendetwas mit unserem Verhältnis zu Gott nicht.
Es ist klar, ich kann mich zur Liebe nicht zwingen. Aber Liebe ist ein Geschenk Gottes, für das wir unser Herz nur aufmachen brauchen. Und nun kommt es darauf an, sie nicht nur für uns allein behalten zu wollen. Gott möchte, dass wir sie teilen. Das können wir prima einüben bei denen, die uns ohnehin sympathisch sind. Das ist leicht. Und nun kann und soll es mit denen weitergehen, mit denen wir durch Gott verbunden sind – mit der Gemeinde. Sehen wir die anderen „einfach“ mit Gottes Augen. Auch er, auch sie ist Gottes geliebtes Kind, so wie ich. Dann wird sich in unserem Herzen etwas ändern und in unserer Gemeinschaft. Dann wird Gott spürbar, nicht nur für uns und für unsere Gemeinde, sondern auch für diejenigen, die die Christen misstrauisch und skeptisch von außen betrachten. Was meinen Sie, warum in anderen Ländern die christlichen Gemeinden wachsen? Weil Gottes Liebe in ihnen spürbar wird, die dann ihre Wirkung nach außen entfaltet.
Das stimmt doch hoffnungsfroh für unser Miteinander. Nicht wir müssen uns um die Liebe zu den anderen bemühen, die schenkt uns Gott. Wir brauchen keine Angst davor zu haben, die anderen „im Himmel aushalten zu müssen“. Gott will uns die Freude darüber schenken, dass sie auch dabei sein dürfen. Wir müssen es nur zulassen und können uns jetzt schon im Miteinander einüben. Und das tolle ist – das wird seine Auswirkung haben, denn alle Menschen haben Sehnsucht nach Liebe. Wäre es nicht schön, wenn viele diese Liebe in unserer Gemeinde erfahren?

Ihr E. Salewski

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Februar 2014
Liebe Leserin, lieber Leser!
Haben Sie sich schon mal überlegt, dass alles, was Sie sagen und reden – ob bewusst oder unbewusst – immer etwas bewirkt und eine Auswirkung hat? Waren Sie nicht auch schon tief verletzt oder hoch erfreut von Worten anderer Menschen? Wenn wir uns bewusst sind, was wir mit unseren Worten anrichten können – im Positiven wie im Negativen -, dann merken wir, welche Verantwortung uns von Gott gegeben ist; mit unserem Reden in rechter Weise umzu-gehen.
Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Ephesus Kapitel 4 Vers 29 unseren Monatsspruch. Er lautet: „Redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.“
Paulus fordert die Gemeinde in Ephesus, aber natürlich auch uns, auf, mit unseren Worten Segensbringer zu sein, andern etwas Gutes damit zu tun, wenn wir mit ihnen oder über sie reden.
Ich weiß, dass das ein hoher Anspruch ist, den ich nur allzu oft selbst nicht in der Lage bin zu erfüllen – aber woran liegt das eigentlich? Bei mir stelle ich fest, dass ich einen ermahnenden Spruch, der oft Schülern von Lehrern oder Kindern von Eltern gesagt wird, nicht beherzige. Dieser lautet:“Erst nachdenken, dann reden.“ Meistens ist es bei uns umgekehrt. Wir reden ohne nachzudenken einfach das, was uns in den Sinn kommt und stellen erst nachher fest, wie blöd das eigentlich jetzt war. Doch dann ist es zu spät, dann können wir den entstandenen Schaden oft nur schwer wieder gut machen. Es erscheint uns vielleicht als anstrengend in unserer Zeit, in der wir uns über vieles viele Gedanken machen müssen, auch noch über unser Reden vorher nachzudenken; aber ich bin sicher, es lohnt sich umso mehr. Nicht nur in Briefen oder E-Mails, Andachten oder Predigten, Kurzvorträgen oder Artikeln für die Schülerzeitung sondern auch in ganz alltäglichen Gesprächen Menschen mit unseren Worten Gutes zu tun.
Ich stelle fest, dass viele Menschen in meinem Umfeld sich wirklich danach sehnen, dass ihnen etwas Gutes gesagt wird. Oft hört man doch nur Gejammer und düstere Prognosen, was die Zukunft angeht und es ist leicht, da mit einzustimmen – auch als Christ. Nur wem ist eigentlich damit geholfen? Ich glaube niemandem.
„Redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist …“
Wir haben als Christen sehr viel Gutes zu sagen, weil Gott jeden Menschen liebt. Die Weihnachtsbotschaft, die wir erst vor kurzem wieder gehört haben, ist die beste Botschaft für jeden Menschen, ob er sie hören will oder nicht. Gott ist zu uns Menschen gekommen in seinem Sohn Jesus, weil wir ihm nicht egal sind, weil er sich für jeden von uns interessiert und in einer Beziehung zu uns stehen will. Deshalb können wir nicht in das allgemeine Gejammer mit einstimmen. Deshalb können wir nicht schlecht über andere Menschen reden.
Ich weiß, dass das oft nicht so leicht ist und deswegen sind wir auf Gottes Hilfe angewiesen. Weil wir nicht in jeder Situation wissen können, welches Wort jetzt gut ist, welches den anderen erbaut und welches notwendig ist, möchte er uns durch seinen Geist leiten. Erwarten Sie das von ihm! Wenn er möchte, dass wir etwas tun, dann hilft er uns auch dabei. Seien Sie bereit auf Gott zu hören, er möchte durch Ihre Worte Ihren Mitmenschen Gutes tun.
Ich habe das schon sehr oft erfahren und es war immer eine große Freude für mich, wenn Menschen mir gesagt haben, dass ihnen ein Gespräch mit mir gut getan hat, dass sie ermutigt worden sind durch meine Worte oder auf manches einen ganz neuen Blick bekommen haben. Vielleicht ist das meine spezielle Gabe, die Gott mir anvertraut hat und deshalb rühme ich mich auch nicht damit, sondern ich möchte Sie ermutigen, nicht nur mit Ihren Worten – denn Worte ohne Taten sind leer -, aber auch damit für andere Menschen da zu sein, sie zu lieben und sie auf Gottes Liebe hinzuweisen.
Gute Erfahrungen damit wünscht Ihnen

Kornelius Seifert

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Januar 2014
Liebe Leserin! Lieber Leser-
Karl Valentin (* 4. Juni 1882; † 9. Februar 1948) war ein Münchner Komiker, der auch einige Jahre in Zittau gelebt hat. Manchen von Ihnen wird er noch ein Begriff sein – zumindest kennen viele sein Lied von den „Rittersleut“. Dieser Karl Valentin hat, ob nun tatsächlich auf der Straße oder in einem seiner Stücke, die Menschen mit der Frage irritiert: „Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wo ich eigentlich hin will?“
Wie würden Sie auf ein solches Anliegen reagieren? Würden Sie denken, dass Sie hier jemand auf den Arm nehmen will? Würden Sie ihn für verwirrt halten oder für einen, der Sie zum Nachdenken anregen will?
Ich würde zuerst Letzteres vermuten, aber auch das Erste könnte zutreffen.
Was aber steckt hinter dieser Frage? – Die Erkenntnis, dass es ganz schön schwer ist, Klarheit über den eigenen Weg zu haben. Die Sehnsucht, dass man sich manchmal auch einfach auf das Wort eines anderen verlassen möchte, einfach einmal nicht entscheiden will und trotzdem vorwärts kommen möchte. Und, es steckt auch die Verzweiflung über das Erleben darin, dass wir hin und wieder in unserem Alltag aus drei Bäumen nicht herausfinden.
In diesen Situationen können wir freilich auf die Straße gehen und Menschen fragen, wir können Freunde beiseite nehmen oder können unseren Partner/die Partnerin fragen. Bestenfalls haben wir hilfreiche Gegenfragen zu erwarten. Im schlimmsten Fall …
Als Menschen, die auf Gott vertrauen, gibt es für uns allerdings noch eine Möglichkeit. Der Beter des Psalms 143 macht davon kräftig Gebrauch:
Lass mich am Morgen hören deine Gnade; denn ich hoffe auf Dich. Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir. (Ps. 143,8)
Unseren Willen mit dem Willen Gottes abzustimmen, das ist es, was uns an unser Ziel bringen wird. Gott fragen, wo ich hinwollen soll (so würde es vielleicht Karl Valentin ausdrücken), denn Gott, unser Schöpfer, weiß doch, was das Beste für uns ist.
Wenn wir also aus freien Stücken die „Wellenlänge“ unseres Willens jeden Morgen mit der unseres himmlischen Vaters abstimmen; wenn wir ihn fragen, wo wir hinwollen sollen, dann werden wir merken, dass uns das nicht in unserem Drang nach Freiheit einschränkt. Dann werden wir eher feststellen, dass Freiheit etwas viel größeres ist, als tun zu können, was wir wollen. Freiheit ist dann nicht mehr nur durch unseren Willen und unsere Vorstellungskraft begrenzt, sondern sie reicht nun weit über unseren Horizont hinaus. Unsere Freiheit sieht dann die Welt mit Gottes Augen. So wird unsere Welt größer, weiter und bunter. Deswegen setzt der Beter seine Hoffnung auf Gott. Ja, er spürt das Verlangen nach Gott.
Haben Sie das schon einmal gehabt – Verlangen nach Gott? Ich glaube nicht, dass das nur etwas für religiöse Spinner ist. Verlangen nach jemanden haben ist die Erfahrung: Ich brauche den anderen, damit meine Welt weiter wird. Ich brauche ihn, damit ich ans Ziel komme, damit mein Leben gelingt, auch wenn es manchmal nicht so scheint.
Stimmen wir also fröhlich in die Sätze ein:
Lass mich am Morgen hören deine Gnade; denn ich hoffe auf Dich. Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir. Sage mir, wo ich hin will!

Ihr E. Salewski

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